Normalobjektiv

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Begriffserläuterung

Hierzu gibt es folgende Definitionen in den diversen Quellen:

In der Praxis hat sich die Brennweite von Normalobjektiven entgegen diesen Regeln etwas nach oben verschoben. So sind für Kleinbildformat vor allem 50mm Brennweite als Standard-Festbrennweitenobjektiv bzw. Normalobjektiv üblich. Insgesamt können alle Objektive für Kleinbildformat mit Brennweiten 40mm bis 65mm unter "Normalobjektiv" subsummiert werden.

Im Olympus-Produktprogramm ist "Auto-S" die Bezeichnung der Normalobjektive des OM-, des PEN F- und des FTL-Systems.

Brennweiten

Abhängig vom Format des Films/Sensors gelten als Normalobjektive unterschiedliche Brennweiten:


Objektivmodelle

In der Regel werden für Normalobjektive folgende Objektivmodelle benutzt:

Tessar-Typ

"Pancake" Carl Zeiss Tessar 1:2,8/45 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Voigtländer (Cosina) Heliar 1:2/50 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Der Tessar-Typ (1902 von Dr. Paul Rudolph für die Firma Carl Zeiss entwickelt) – ein vierlinsiger, unsymmetrischer Typ, der auf dem Cooke-Triplet von 1893 (entwickelt von Dennis Taylor für die Firma Thomas Cooke & Son) basiert. Durch ein verkittetes Glied (statt einer Einzellinse beim Cooke-Triplet) wird eine gleichmäßigere und bessere Leistung über den gesamten Bereich erzielt. Systembedingt wird ein sehr hoher Kontrast aber eine etwas geringere Auflösung erzielt, deshalb eignet es sich weniger für die neuzeitliche digitale Fotografie.

Die ersten Exemplare waren relativ lichtschwach (1:6,3), ab 1930 wurde die Lichtstärke auf 1:3,5 (später sogar 1:2,8) vergrößert. Federführend waren hier die Konstrukteure Ernst Wandersleb und Willy Merté der Firma Carl Zeiss.

Außer der Gesamtverschiebung des Tessars ist die Fokussierung auch möglich, indem nur die Lage der Frontlinse verändert wird, beim Planar-Typ ist dagegen eine Verschiebung des gesamten Linsenpaktes erforderlich. Versuche, eine Frontlinsenfokussierung auch bei anderen Objektivmodellen durchzuführen scheiterten, da die optische Leistung nicht über den gesamten Einstellungsbereich konstant war (z. B. beim Prototyp des Carl Zeiss Sonnar 1:2,8/40 mm für die Rollei 35 S).

Der Name Tessar stammt übrigens vom griechischen Wort "téssera" - übersetzt "vier" - und nimmt damit Bezug auf den Aufbau des Objektivmodells: Vier Linsen (in drei Gruppen).

Sieht man sich die Vielzahl der (historischen) Objektive des Tessar-Typs an, so kommt die Frage auf, warum moderne Objektivkonstruktionen eher dem Planar-Typ entsprechen:

Einzig im Bereich der Pancake-Objektive findet der Tessar-Typ noch eine gewisse Verbreitung.

Dieses Objektivmodell wird (oder wurde) u. a. unter folgenden Markennamen vermarktet:

Eine Abwandlung des Tessar-Typs ist das Heliar von Voigtländer (Cosina), welches (meistens) ein weiteres verkittetes Linsenglied enthält.
Hier eine kleine Galerie von Objektiven nach dem Tessar-Typ:

Weitere Galerien mit Normalobjektiven sind bei folgende Artikeln zu finden:


Planar-Typ

Linsenschnitt des Planar-Objektivmodells (aus der Wikimedia Foundation)
Carl Zeiss Planar 1:1,4/50 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Der Planar-Typ (1896 von Dr. Paul Rudolph für die Firma Carl Zeiss entwickelt) – ein symmetrischer, mehrlinsiger Objektivtyp, der sich durch hervorragende Bildfeldebnung und Korrektur (fast) aller Abbildungsfehler auszeichnet.

Systembedingt wird eine sehr hohe Auflösung übertragen, der Kontrast kann in Einzelfällen etwas "schwächeln", deshalb ist es für die neuzeitliche digitale Fotografie sehr gut geeignet.

Der Name Planar ist vom Begriff "Planarität" (Ebenheit oder "plan in der Fläche") abgeleitet, welches die exzellente Abbildungsqualität widerspiegelt.

Um die Lichtstärke weiter zu steigern (über 1:2 hinaus), war es notwendig, zusätzliche Linsen (bzw. Linsengruppen) hinzuzufügen, dieser (abgewandelte) Planar-Typ wird in der Literatur auch als Erweiterter (Voigtländer) Ultron-Typ bezeichnet.

Das Objektivmodell Planar-Typ wird (oder wurde) u. a. unter folgenden Markennamen vermarktet:

Hier eine kleine Galerie von Objektiven nach dem Planar-Typ:

Weitere Galerien mit Normalobjektiven sind bei folgende Artikeln zu finden:


Sonnar-Typ

Carl Zeiss Sonnar 1:2/5 cm mm an einer Contax II - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Linsenschnitt des Sonnar-Objektivmodells (aus der Wikimedia Foundation)
Carl Zeiss Sonnar 1:1,5/50 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Der Vollständigkeit halber wird hier noch der Sonnar-Typ aufgeführt, der 1923 von Ludwig Bertele für die Ermanox unter dem Namen "Ernostar" entwickelt wurde.

Konstruktionsbedingt eignet sich diese Objektiv-Konstruktion nur sehr schlecht für die Benutzung an Spiegelreflex-Kameras, da die Schnittweite (d. h. der notwendige Raum für den Spiegelkasten der SLR) hierfür zu gering ist.

In der neuzeitlichen Fotografie wird dieser Objektivtyp nur noch bei Normalobjektiven für Messsucherkameras oder bei Teleobjektiven mit gemäßigter Brennweite genutzt. Das Olympus Zuiko Auto-T 1:2/85 mm soll nach den diversen Quellen auf dem Sonnar-Typ basieren.

Als Hauptgrund für die geringe Verwendung des Sonnar-Typs wird in den einschlägigen Quellen berichtet, dass der Hauptvorteil - die wenigen Glas-Luft-Flächen des Objektivtyps - nicht mehr relevant seien, da die Lichtverluste von viellinsigen Objektivtypen (wie z. B. beim Planar-Typ) durch die neuzeitlichen Mehrschichtvergütungen kompensiert wird.

Leistungsmäßig ist der Sonnar-Typ dem Planar-Typ vollkommen ebenbürtig, Anwender berichten aber von Unterschieden bei der Bildwiedergabe, die aber unter dem Stichwort "Geschmackssache" zu fassen sind.

Ich verweise hier auf den sehr detaillierten Artikel von Frank Mechelhoff über frühe lichtstarke Objektive.

Dieses Objektivmodell wird (oder wurde) u. a. unter folgenden Markennamen vermarktet:

Hier eine kleine Galerie von Objektiven nach dem Sonnar-Typ:


Kleiner Exkurs zum Sehverhalten und zu Normalobjektiven

Carl Zeiss Planar 1:2/80 mm (zur Contax 645) - mit freundlicher Genehmigung von Foto Brell, Frankfurt

Wie meist gibt es eine (recht) einfache Begründung, warum es zu der "Normierung" für ein Normalobjektiv kam: In der Frühzeit der Fotografie waren – erschwingliche - Kameras mit fest eingebauten Objektiven ausgerüstet. Diese wurden so ausgelegt, dass sie (fast) allen fotografischen Gegebenheiten entsprachen, also ein Kompromiss.
Warum kam es zu der ominösen 50mm-Brennweite?

"Was ist denn normal - 50 mm vielleicht?"

Der Konstrukteur der Leica, Oskar Barnack stattete die ersten Versuchsmodelle (ca. 1913) mit einem 42mm-Leitz-Milar aus, welches aber für eine Serienproduktion viel zu aufwendig konstruiert war. Dr. Max Berek, der damalige Objektivkonstrukteur der Firma Leitz entwickelte danach für die Leica I (von 1925) einen Anastigmat mit 50mm Brennweite - warum: Objektive (für das Kleinbildformat) mit einer Brennweite von 50 mm konnten (und können noch) viel einfacher korrigiert werden als Objektive mit einer kürzeren Brennweite!
Nochmal zur Verdeutlichung: Die 50mm-Brennweite (für das Kleinbildformat) wurde eingeführt, weil sich sehr einfach und kostengünstig optisch hervorragende Objektive "bauen lassen".
Damit war (für das Kleinbildformat) die 50mm-Brennweite als Normalobjektiv festgelegt – (fast) alle Hersteller hielten (und halten) sich daran.

"Gibt es das Sehverhalten?"

Untersuchungen aus den späten 70er-Jahren haben gezeigt, dass es "das eine Sehverhalten" nicht gibt! Man kann dies eher auf zwei Extreme zusammenfassen, die hier sehr vereinfacht (und populär) dargestellt werden:

  • den "global sehenden" Typ sowie
  • den "detailverliebten" Typ

Am Beispiel einer Landschaftsaufnahme werden die Unterschiede verdeutlicht:

  • der "global sehenden" Typ sieht die Landschaft als Ganzes, also z. B. die Wiese, den Fluss und den Himmel,
  • der "detailverliebte" Typ interessiert sich eher für die Blume am Wegesrand oder den Vogel auf den Baum.

Daraus folgt, dass für den einen Typ das Normalobjektiv eine viel zu lange Brennweite hat ("man bekommt nicht genug auf das Bild"), für den Anderen ist sie einfach zu kurz, der Kompromiss ist also untauglich.
Die Empfehlung aus der o. a. Studie war, den "global sehenden" Typ mit einem gemäßigten Weitwinkelobjektiv auszurüsten, den "detailverliebten" Typ eher mit einem mittleren Teleobjektiv.
Für die neuzeitliche Fotografie ist dies aber nicht mehr so bedeutend, da die (meist) mitgelieferten Kitobjektive beide Bereiche abdecken.

Abweichungen von der "Norm"

Rollei 35 mit Tessar 1:3,5/40 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
"Pancake" Leitz Elmarit-C 1:2,8/40 mm für die Leica CL - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Es gab aber auch Abweichungen von dieser "Normierung":

"Das menschliche Auge"

Glaubt man wissenschaftlichen Untersuchungen, so besitzt das menschliche Auge einen Blickwinkel von ca. 55°, was in etwa einem 35-mm-Vollformat-Objektiv entspricht. Allerdings ist die höchste Anzahl von lichtempfindlichen Zellen auf der Netzhaut in einem Durchmesser von ca. 6mm zentral konzentriert, welches den "wirklichen Blickwinkel" wieder dramatisch verringert - somit sind wir wieder am Anfang der Diskussion.

Hier noch einige Zitate von Garry Winogrand, die die Unterschiede zwischen dem "menschlichen Auge" und der Kamera verdeutlichen:

"Ein Foto ist die Illusion der exakten Beschreibung, wie die Kamera ein Stück von Raum und Zeit gesehen hat."
"Bei Fotografie geht es nicht um das abgelichtete Objekt, sondern darum, wie das Objekt im Foto aussieht"
"Du siehst, wie etwas passiert, und Du schießt Bilder davon. Entweder bekommst Du, was Du gesehen hast oder etwas Anderes – und was immer davon besser ist, wird gedruckt."

Anmerkung des Verfassers

Nach einer leidvollen Erfahrung in den frühen 70er-Jahren mit einer ungeeigneten SLR und einem (auch ungeeigneten) Objektivbundle (35-mm- und 135-mm-Objektive minderer Qualität) habe ich den Rat von Walter E. Schön berücksichtigt und mir – neben einer (geeigneten) SLR - ein 35-mm- und ein 85-mm-Objektiv hervorragender Güte zugelegt.
Damit habe ich – bis zum Beginn des digitalen Zeitalters – ausschließlich fotografiert und nichts vermisst. Später kam dann ein – hochlichtstarkes – Normalobjektiv dazu, das für den Anschaffungszweck (Einsatz bei wenig Licht) auch sehr gerne benutzt wurde.
Zurzeit (August 2009) ist es – nach diversen Zoomobjektiven – zu einer Reduktion auf das Wesentliche gekommen: An einer Canon 450D sind (fast) nur noch ein Zuiko Auto-W 1:2,8/24 mm und das Canon EF 1:2,5/50 mm zu finden, wer die Bildwinkel vom Kleinbildformat auf den Crop umrechnet, wird wieder etwas Vergleichbares zur "Analogzeit" finden....

Rudolfo4

Weblinks

Interne Verweise

Siehe auch: Weitwinkelobjektiv, Teleobjektiv, Fisheye, Pancake, Lichtstärke