Spiegelobjektiv

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Olympus Zuiko Reflex 1:8/500 mm - mit freundlicher Genehmigung von Foto Brell, Frankfurt
Strahlengang in einem Spiegel-Linsen-Objektiv - aus der Wikimedia Foundation)

Definition

Als Spiegellinsenobjektiv oder katadioptrisches System bezeichnet man ein Spezialobjektiv, das als optische Elemente sowohl Spiegel als auch Linsen verwendet. Es wird unter anderem in der Fotografie als Teleobjektiv mit fester Brennweite oder als Objektiv variabler Brennweite eingesetzt.

In der grundsätzlichen Konstruktion ähneln die Objektive den astronomischen Fernrohren nach Maksutow und Schmidt-Cassegrain.
Im Gegensatz dazu besitzen diese aber neben der eigentlichen sphärischen Spiegeloptik eine Korrekturgruppe (z. B. eine Linsengruppe), die die Fehler der sphärischen Spiegel aufhebt. Nur so ist eine gleichmäßige Abbildung über den gesamten Bildkreis gewährleistet.

Konstruktionsbedingt sind Spezialobjektive sehr streulichtempfindlich, deshalb ist eine angepasste Gegenlichtblende für eine kontrastreiche Abbildung unerlässlich.

Durch die erheblich höheren Transmissions- und Reflexionsverluste an den Spiegeloberflächen sind diese Objektive tatsächlich mindestens eine halbe Blendenstufe lichtschwächer als in der geometrischen Öffnung angegeben - dies wird aber durch die TTL-Messung der neuzeitlichen Kameras automatisch berücksichtigt.

Durch die "Faltung" des Strahlenganges wird eine drastische Verkürzung der Baulänge erreicht (ca. ein Drittel bis ein Fünftel der Brennweite), deshalb eignet sich das Konstruktionsprinzip besonders für längere Brennweiten (Teleobjektive).

Die "Hochzeit" (die 80er Jahre) der Spiegelobjektive scheint auch vorbei zu sein, da sich das Konstruktionsprinzip nicht nur schlecht mit den neuzeitlichen AF-Systemen "verträgt".
Es ist nur eine Ausnahme bekannt, das Minolta AF-Reflex 1:8/500 mm, welches sich mit dem AF-System "verträgt", andere Objektive dieser Gattung sind bis jetzt nicht aufgetaucht.

Kategorien

Die bekannten Spezialobjektive aus dem Fotobereich können in folgende Kategorien eingeteilt werden:


Bildwirkung

Ring-Unschärfe bei Spiegelobjektiven - mit freundlicher Genehmigung von Armin Kübelbeck

Die Bildwirkung entspricht - bis auf eine Ausnahme - dem der Teleobjektive: Durch die - im Vergleich zum Normalobjektiv - längere Brennweite treten folgende Effekte auf:

Die Ausnahme ist das Bokeh:

  • Durch die Verwendung eines Fangspiegels im Strahlengang werden unscharfe Punkte als Ring und nicht wie sonst üblich als Scheibe abgebildet. Deshalb wird der Vorder- und Hintergrund unangenehm unruhig dargestellt, häufig dazu werden noch Doppelkonturen abgebildet.

Zu beachten ist aber, dass je nach Motiv, Entfernung etc. das Bokeh als sehr gut zu bezeichnen ist, siehe dazu die entsprechenden Beispielaufnahmen im unteren Teil des Artikels.

Bekannte und ungewöhnliche Spiegelobjektive

Hier finden sie Galerien mit bekannten Spiegelobjektiven (eine Auswahl):

Brennweite 250-400 mm

Minolta RF-Rokkor 1:5,6/250 mm - mit freundlicher Genehmigung von camerafoxx

Diese Kategorie wurde vorrangig von den Fremdherstellern "besetzt", jeweils nur ein "Original-Objektiv" der Firmen Minolta und Tamron sind bekannt. Alle hier genannten Objektive sind extrem kompakt und ähneln eher einem Normalobjektiv mit "großer" Frontlinse.


Brennweite 450-600 mm

Minolta RF-Rokkor 1:8/500 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Tamron SP 1:8/500 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Carl Zeiss Mirotar 1:8/500 mm - mit freundlicher Genehmigung von kabraxis.de
Zoomar Kilfitt Sport-Reflectar 1:5,6/500 mm - mit freundlicher Genehmigung von camerafoxx

In dieser Brennweitengruppe gibt es die überwiegende Anzahl der bekannten Objektiven. Fast jeder "Original-Hersteller" hatte mindestens ein Objektiv in seinem Programm, zusätzlich wurde der Markt auch von den Fremdherstellern "breit abgedeckt". Alle bekannten Konstruktionen der "Original-Hersteller" haben unter Anwendern einen guten Ruf, von den Fremdherstellern sind insbesondere die Sigma-, Tamron-, Tokina- und Vivitar Series 1-Konstruktionen zu empfehlen.


Brennweite 650 mm und mehr

Hierbei handelt es sich - bis auf die Sigma-Rechnung - um hochpreisige Konstruktionen, die für den professionellen Markt entwickelt wurden. Insbesondere die Carl Zeiss-Konstruktionen genießen unter den Anwendern Referenzstatus, was sich (natürlich) auch im Preis niederschlägt.

Carl Zeiss Jena Reflex 1:5,6/1000 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Carl Zeiss Jena Reflex 1:5,6/1000 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Carl Zeiss Mirotar 1:5,6/1000 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Spiegel-Zoomobjektive

Hier sind nur wenige Konstruktionen bekannt, die im Artikel Zoomobjektive detailliert dargestellt werden.

Das am häufigsten auftretende dürfte das SMC Pentax 400-600mm 1:8-12 sein.

Nur-Spiegel-Objektiv - ein Sonderfall

Meta Makowsky Katoptaron TS 1:8/500 mm E - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Meta Makowsky Katoptaron TS 1:8/500 mm E - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Ein Sonderfall ist das "Meta Makowsky Katoptaron TS E 1:8/500 mm", welches nur aus Spiegeln besteht, d. h. auf Linsen komplett verzichtet. Es ist baugleich mit dem "Goema Katoptar TS 1:8/500mm E".

Im Gegensatz zu den (meisten) Spiegelobjektiven kann diese Konstruktion abgeblendet werden.


Auf der Oberseite ist eine Visiereinrichtung angebracht, die das "Zielen" etwas erleichtern soll, denn beim Fotografieren eines auf einer waagrechten Ebene (zur Kamera) liegenden Objekts muss die Objektiv-Kamera-Kombination etwas um 30 Grad nach unten geneigt werden.

Hinsichtlich des Bokehs berichten Nutzer, dass es etwas ruhiger als vergleichbare "Spiegel-Linsen-Objektive" ist, aber nicht an das von "Nur-Linsen-Objektive herankommt.

Die optische Leistung ist aber zwiespältig, insbesondere die Gleichmäßigkeit über das gesamte Format ist unzureichend. Das "etwas spezielle" Objektiv war kein großer Erfolg und ist deshalb nur sehr selten zu finden.

Hierzu ein Zitat aus der Newsgroup "de.rec.fotografie":

"Mitte der Siebziger wurde ein Schiefspiegler namens Katoptar mit der Angabe 1:8/500 mm von der Fa. Goema vorgestellt. Als Erfinder gilt ein Herr Maskowsky, der anscheinend viel mit dieser Konstruktion vorhatte. Das Projekt hielt aber nicht lange, aus irgendwelchen Gründen gab es noch in den Siebzigern zwei sehr ähnliche Grundtypen, die anscheinend auf den gleichen Bauteilen beruhten, aber von verschiedenen Anbietern kamen: Eine Variante unter dem Namen Katoptaron von der Fa. Meta und eine zweite von der Fa. Göttert unter dem Namen Telespect.
Beide Objektiv wurde hier und da in der zeitgenössischen Fotopresse besprochen, schließlich gab es einen sehr mäßigen Test in der Color Foto (Frühjahr 1980). Die Konstruktion hatte anscheinend ihre Tücken, die nicht so einfach in den Griff zu bekommen waren. Die Angabe der Lichtstärke scheint auch so eine Sache gewesen zu sein."

Weitere Zitate aus dem "Minolta-Forum" zum "Telespect 500mm 1:11":

"Das Objektiv soll optisch baugleich dem Meta Makowsky Katoptaron TS 8/500 E und Goema Katoptar TS 8/500 E sein und geht auf ein Helmut Makowsky (Oberlar, heute zu Troisdorf gehörig) 1968 erteiltes Patent zurück. Die Firma Meta war wohl in Bornheim ansässig. Wo und von wem das Telespect gebaut wurde konnte ich noch nicht herausfinden, aber es sieht gegenüber seinen etwas improvisiert wirkenden Mitstreitern äußerlich "ausgereifter" aus und verfügt über eine motorische (aber manuell über zwei Tasten betätigte) Brennweitenverstellung.
Neben dem im Vergleich zu herkömmlichen Spiegelteles angenehmeren, nicht-donutförmigen Bokeh zeichnen sich diese "schiefen" Spiegelteles auch durch eine Abblendmöglichkeit aus - im Falle das Telespect zwischen 1:11 bis 1:45.
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Die motorische Fokussierung ist eine Zumutung! Langsam und unexakt mit "hüpfendem" Bild beim Richtungswechsel fällt ein genaues Anfahren des Fokuspunkts sehr schwer. Durch die kleine Blende (F11) ist ein Einsatz der Sucherlupe zur Kontrolle an der Dynax 7D kaum möglich, so dunkel wird der Sucher dann. Beim Durchfahren des gesamten Fokuswegs ändert sich zudem der Bildausschnitt, so daß das Stativ wieder neu ausgerichtet werden muß.
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Bedingt durch die Gehäuseform und den Strahlengang muß man "schief" zielen - das ist wirklich gewöhnungsbdürftig! Entweder man schaut von schräg oben hinein oder von schräg seitlich. Das macht besonders viel Spaß (und war in der Makowski-Patentschrift wohl ausdrücklich als Beobachtungs-Anwendungszweck geplant!) weil man nie genau weiß, wo man hinzielt... Ist das Telespect auf einem Stativ montiert, so muß man von oben hineinschauen, was einen schön krummen Rücken macht.
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Bildqualität: Nun ja, was soll ich sagen ... eigentlich wie erwartet. Nicht so dolle. Leider.
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Aufnahmen von Dachpfannen lassen den Schluss zu, daß die Schärfe nicht gleichmäßig über das Bild ist, sondern es nur eine schmale Schärfeebene gibt, die bei Stativeinsatz des Telespects vertikal zu suchen ist.
Weit Abblenden bringt nicht viel - unter Umständen sogar das Gegenteil! Recht scharfe Aufnahmen gelingen mit F16, wobei zwingend mit Offenblende, also F11, fokussiert werden sollte. Weiteres Abblenden auf F22 oder F32 kann je nach Objekt noch etwas bringen, aber ab F32 ist ein vielleicht konstruktives Problem dieses Schiefspieglers sichtbar: Es kommt zu einem hellen Streifen in Bildmitte! Da ein testweises Abdecken des Objektivs keine Verbesserung brachte, müssen diese bildbeeinflussenden Störungen durch Reflexionen im Objektiv verursacht werden! Also muss ich wohl bei Gelegenheit einen Testfilm belichten um auszuprobieren, ob das ein Phänomen ist, was nur bei DSLR zum Tragen kommt.
ber in Sachen Bokeh sticht das Telespect das RF-Rokkor aus: Die Unschärfebereiche sind angenehm ruhig - eben genau wie von einem "Schiefspiegler" erwartet. Farbfehler, CAs o.ä. sind dem Telespect prinzipbedingt ebenfalls fremd. Eigentlich gerade in Zeiten der digitalen Spiegelreflex-Kameras sehr schade, daß die Entwicklung in einer Sackgasse endete ... wer weiß, was mit kontinuierlicher Weiterentwicklung daraus geworden wäre..."


Weblinks

Allgemein

Spezielle Objektive


Beispielaufnahmen

Carl Zeiss Mirotar 1:8/500 mm adaptiert an einer Canon EOS 5D MkII (Bild nicht verkleinert) - mit freundlicher Genehmigung von kabraxis.de
Carl Zeiss Mirotar 1:8/500 mm adaptiert an einer Canon EOS 5D MkII (Bild nicht verkleinert) - mit freundlicher Genehmigung von kabraxis.de
Carl Zeiss Mirotar 1:8/500 mm adaptiert an einer Canon EOS 5D MkII (Bild nicht verkleinert) - mit freundlicher Genehmigung von kabraxis.de

Hier einige Beispielaufnahmen mit dem Carl Zeiss Mirotar 1:8/500 mm, die freundlicherweise von kabraxis.de zur Verfügung gestellt wurden.

Zu beachten ist, dass das Bokeh nicht immer (subjektiv) als schlecht bezeichnet werden kann, sondern - je nach Motiv, Entfernung etc. - (teilweise) einen sehr gute Eindruck macht.