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Zeiss-Objektive für das Rollei-QBM-Bajonett
Pfeil Teilartikel.png Teil 1: Fisheye- und Weitwinkelobjektive
Pfeil Teilartikel.png Teil 2: Normal- und Makroobjektive
Pfeil Teilartikel.png Teil 3: Teleobjektive
Zeiss-Objektive für das Contax-/Yashica-Bajonett
Pfeil Teilartikel.png Teil 1: Fisheye- und Weitwinkelobjektive
Pfeil Teilartikel.png Teil 2: Normal- und Makroobjektive
Pfeil Teilartikel.png Teil 3: Teleobjektive und Konverter
Pfeil Teilartikel.png Teil 4: Zoomobjektive

Kurzer geschichtlicher Exkurs

Gründungsphase

Der aus Weimar stammende Mechaniker-Meister Carl Zeiss eröffnete 1846 eine feinmechanisch-optische Werkstatt in Jena. Ende 1847 wurden bereits die ersten einfachen Mikroskope in der Werkstatt gefertigt.

Mathematische Grundlagen für die Optikentwicklung

Diese Mikroskope entstanden durch Pröbeln ("Probieren"), d. h. Linsen und Fassung wurden durch Probieren so zusammengefügt, bis eine gewisse optische Leistung erreicht wurde. Jedes Produkt war dadurch ein Unikat, welches eigene - dem Zufall unterworfene - optische Eigenschaften hatte.

Ab 1866 arbeitete Carl Zeiss deshalb mit dem Jenaer Universitätsprofessor Ernst Abbe zusammen und entwickelte eine Theorie zur Berechnung von Mikroskop-Optiken.

Ernst Abbes Theorie der Abbildung im Mikroskop führt zu fundamental verbesserten Mikroskopen. Diese Theorie und die nach Ernst Abbe benannte „Sinusbedingung“ bilden die Grundlage jeder modernen Hochleistungsoptik.

Als weltweit einzige Firma war man nun in der Lage, Mikroskope mit vorberechneten - nicht zufälligen - Eigenschaften zu produzieren.

Durchbruch in der Glasforschung

Durch eine weitere Zusammenarbeit - mit dem Chemiker Otto Schott - konnte eine eigene Glasschmelze - "Das Glastechnische Laboratorium" - errichtet werden, optisches Glas konnte erstmals in gleichmäßiger Qualität produziert werden. Neue Glassorten konnten erstmals erschmolzen werden, diesen Technologievorsprung konnten die damaligen Mitbewerber nicht aufholen.

"Hochzeit" der deutschen Kameraindustrie / Trennung nach dem zweiten Weltkrieg / Abstieg im Westen

Zeiss Ikon-Firmengruppe

Im Herbst 1926 schlossen sich einige führende deutsche Kamerahersteller zur Zeiss Ikon-Firmengruppe zusammen:

Eigentümer und treibende Kraft für den Zusammenschluss war Carl Zeiss, später traten dem Konsortium noch die AG Hahn für Optik und Mechanik, Kassel (1927) und die Goerz Photochemische Werke, Berlin (1928) bei.

Modell- und Plattformvielfalt

Nach dem Zusammenschluss erfolgte eine beispiellose Rationalisierung, von 1927 bis 1938 konnte die Anzahl der Grundmodelle von 100 auf 14, die Anzahl der Liefervarianten von 1050 auf 55 gesenkt werden. Leider wurde nicht - wie heutzutage üblich - auf eine Austauschbarkeit von Einzelteilen (Objektive, Verschlüsse etc.) "hingearbeitet", sondern für jede Plattform eine eigene Konstruktionen verwendet.
Dies gipfelte z. B. im Kleinbildbereich zu folgenden - konstruktiv vollständig unterschiedlichen - Produkten (keine vollständige Aufzählung):

Wie schon oben dargestellt, waren diese Kameras konstruktiv komplett eigenständig, z. B. ein Objektivwechsel war - durch das komplett andere Bajonett - nicht möglich. Gemeinsame Ersatzteile sind - bis auf eine Ausnahme (Entferungssmesser der Contina und Contax) - auch nicht bekannt.

Hierzu einige Zitate aus dem Artikel von Hans-Jürgen Kuc aus seinen Artikeln "Wolf Wehran erzählt" (PhotoDeal III-IV/1993):

"Was die ... Sucherkameras angeht, so hat sich Zeiss Ikon auf diesem Gebiet schon sehr früh verzettelt. Das Angebot war einfach zu groß und zu unübersichtlich. Nehmen Sie zum Beispiel die Contina III mit wechselbaren Frontgliedern aus dem Pantar-System..."
"Ein weiterer Fehlschlag war die ganz aus Kunststoff gefertigte Ikonette ... sie war weder betriebssicher noch marktgerecht, eine einzigartige Peinlichkeit... Dem damals zuständigen Direktor Hemscheid habe ich nach einer Werksbesichtigung gesagt: "Wenn Japaner sehen könnten, was ich hier gesehen habe, dann würden sie sagen, diese Konkurrenz brauchten sie nicht zu fürchten". Es fiel mir nicht leicht, für dieses Produkt PR zu machen."
"Ein britischer Journalist fragte mich nach einer Werksbesichtigung in Stuttgart: "Wie machen Sie nur bei diesen Produktionsmethoden Gewinn?". Die Antwort auf diese Frage ist mir damals sehr schwer gefallen."


Der kalte Krieg

Apollo-Mondmission (Juli 1969): Neil Armstrong spiegelt sich im Visier seines Kollegen Buzz Aldrin, wie er ihn mit seiner Hasselblad 500 EL und dem Biogon 1:5,6/60 mm fotografiert. (aus de.wikipedia.org)

Zum Ende des zweiten Weltkrieges gab es eine Aufspaltung in einen westlichen (Carl Zeiss in Oberkochen) und östlichen Teil (Carl Zeiss in Jena) mit eigenständigen Entwicklungen. Über die einzelnen Patente und Namensrechte gab es einen Rechtsstreit, der zu teilweise absurden Namensnennungen führte - hierzu siehe die Weblinks im unteren Teil des Artikels.

Erschwerend kam noch hinzu, dass die Alliierten nach dem zweiten Weltkrieg alle deutschen Patente konfiszierten (incl. aufgelaufener Lizenzgebühren, Markenzeichen etc.) und für nichtig erklärten. Damit war "auf einen Schlag" die gesamten Schlüsseltechnologien der deutschen Wirtschaft (und somit auch der Fotoindustrie) frei verfügbar - wahrscheinlich auch ein Puzzlestein für die Verlagerung der Fotoindustrie nach Asien. Siehe hierzu den lesenswerten Artikel von Peter Hennig - "When Japan took over".

"Beide Seiten" entwickelten in der Folge bahnbrechende optische Geräte, die in der jeweiligen Raumfahrtindustrie - z. B. der Sojus-Erdumkreisung (Januar 1969) und der Apollo-Mondmission (Juli 1969) - aber auch in der Rüstungsindustrie Verwendung fanden. Hierfür stand - bedingt durch den "kalten Krieg" - ein sehr hohes Budget zur Verfügung, heutzutage könnten viele dieser Projekte wahrscheinlich nicht mehr verwirklicht werden.

Abstieg des "Fotosektors" von Carl Zeiss in Oberkochen

Die "östliche Seite" entwickelte bis zur "Wende" weiterhin sehr gute optische Produkte (ohne die frühere Marktstellung wieder zu erreichen), auf der "westlichen Seite" ging es leider aber langsam bergab.

Hierzu ist z. B. überliefert, dass die Schneckengänge der Contarex-Objektive in stundenlanger Arbeit "per Hand" eingeschliffen wurden (sehr gut aber extrem teuer) und immer noch versucht wurde, "auf Null" (d. h. ohne eine notwendige und zulässige Toleranz) zu arbeiten. Diese horrenden Kosten konnten unmöglich durch den Verkauf der Produkte "hereingeholt" werden, die Herstellungskosten stiegen in das "Unermessliche".
Dann etwas, was sich scheinbar in der Kameraindustrie immer wieder wiederholt: Marktführer - wie die Firma Zeiss früher einmal war - "verlieren das Gefühl für den Markt".
Markttrends wurden nicht mehr wahrgenommen, man schaute "herablassend" auf die aufstrebende asiatische Konkurrenz. Mit einer japanischen Kamera oder Objektiv wollte niemand etwas zu tun haben, diese - schon sehr guten - Produkte wurden "einfach verdrängt" - siehe hierzu den lesenswerten Artikel von https://web.archive.org/web/20060824132713/http://www.lausch41.com/ Peter Lausch] "Hochmut vor dem Fall" über den Abstieg der deutschen Kameraindustrie.

Ein Beispiel hierfür:
"Zeiss wusste, was der Markt wollte", stellte (für den anspruchsvollen Amateur als auch für den Profi) die Contarex als Meilenstein in der Fotogeschichte auf der Photokina 1958 vor. Diese (dann ab 1960 lieferbare) überkomplizierte, unzuverlässige und übergroße Kleinbild-SLR erwies sich aber als "Ladenhüter", die asiatische Konkurrenz (insbesondere Nikon) ging offensiv auf die Fotografen zu und erfüllte (fast) alle ihrer Wünsche. 1973 wurde dann die Kameraproduktion der "westlichen Seite" eingestellt.
Ein Zitat des amerikanischen Journalisten Bob Schwalberg zur Contarex ist überliefert:

"Dies ist die kleinste SLR-Kamera im 6x6-Format, die ich je gesehen habe" (obwohl sie eine Kleinbild-SLR war)

Gleichwohl gab es - durch die Übernahme von Voigtländer - eine "marktgerechte" Kleinbild-SLR in der "Schublade": Die Bessaflex (eine serienreife einäugige SLR mit TTL-Innenmessung von 1960). Dieses Projekt wurde aber gestoppt, um die Modelle Contaflex und Contarex nicht zu gefährden.

Wie weit man "vom Markt weg war" zeigt - lt. Wolf Wehran (Hans-Jürgen Kuc: "Wolf Wehran erzählt" - PhotoDeal III-IV/1993) - ein Prototyp einer Mittelformatkamera mit fest eingebautem Objektiv und verschiebbaren Masken zur Bildfeldbegrenzung die als "Die Lösung" bezeichnet wurde. Es blieb aber bei diesem Prototyp.

Die aufsteigende Konkurrenz aus Asien wurde einfach nicht wahrgenommen, man stritt sogar ab, dass Produkte von dieser Seite überhaupt an Leistungen der eigenen Produkte herankommen könnten - hier ein schönes Zitat aus dem Artikel Peter Hennig - "When Japan took over":

"In December 1950, the rumour of the superb Japanese lenses had reached New York Times, which ran an article with a test comparing the Nikkor 1.5/50 and the lens it was modelled on, the Zeiss Sonnar 1.5/50. The results showed that the Nikkor lens was superior, especially at large apertures. It was not long before the New York Times received an outraged phone call. It was Dr. Karl Bauer, the president of Carl Zeiss Inc. U.S.A., a person known for his hot temper. Incandescent with rage, he berated the editors: 'How can you claim that a Japanese lens is better than a Zeiss? It's a con, a complete lie! The test was done wrong. I'm pulling all our adverts from your paper, you'll never see another dollar from Carl Zeiss Inc.!' Gradually the good doctor calmed down, but only after he had been promised the right to a rejoinder, and that the conditions of the test would be re-examined carefully. The Zeiss lens in the test had been manufactured just after the war, when production had been speeded up by the occupying Soviet administration, and was not up to their usual standards. New tests were done with a new lens manufactured the same year as the Nikkor lens and the Zeiss came out better, but by a very small margin."

Es gab auch Überlegungen im Management, die leider erst viel zu spät realisiert wurden: Mitte der 70er-Jahre berichtete ein Zeiss-(West-)Manager von einer bevorstehenden Entscheidung, ob man in den Kreis der "Fremdhersteller" (d. h. Verkauf von Objektiven für diverse SLR-Bajonette) "eintreten" solle, erste Verhandlungen über die entsprechenden Lizenzen für die Kamera-Anschlüsse seinen schon im Gange.
Leider hat diese Entscheidung "über 30 Jahre gebraucht", bevor man sich entschließen konnte, Objektive für Dritthersteller anzubieten.

Die Situation der "östlichen Seite"

Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges wurde der Wiederaufbau der optischen Industrie dadurch extrem behindert, dass infolge der Reparationsforderungen von sowjetischer Seite eine Demontage vieler Produktionsanlagen (auch) der optischen Industrie vorgesehen war. Z. B. wurde die komplette Produktionsanlage der Contax demontiert und in Kiev wieder aufgebaut. Es ist sogar bekannt geworden, dass auch führende Mitarbeiter der Zeiss Ikon AG zum Dienst in der neuen Betriebsstätte dienstverpflichtet wurden. Zunächst wurden in Kiev Kameras und Objektive mit der Gravur "Zeiss Ikon" bzw. "Zeiss" versehen, später wurde "Kiev" (für die Kameras) und (z. B.) "Jupiter" (für die Sonnare) graviert.

Bewundernswerterweise wurden - trotz der extrem schlechten Voraussetzungen - Neugründungen der optischen Industrie durchgeführt:

Am 01.01.1959 wurden alle diese Betriebe (in der Zwischenzeit gegründete Nachfolgebetriebe werden nicht aufgeführt) zum VEB Kamera- und Kinowerke Dresden (KKWD) konzentriert (dies war der damalig genutzte Fachbegriff).
wird weitergeführt....

Auf der "östlichen Seite" wurde sehr wohl kostengünstig gearbeitet, leider verhinderten die bekannten Engpässe eine vergleichbare Entwicklung wie bei den asiatischen Herstellern. Insbesondere bei dem aufkommenden Elektronikeinsatz war man hoffnungslos unterlegen, da man einfach keinen Zugriff auf die führenden (westlichen) Technologien hatte - leider.

Zusammenführung nach der "Wende"

Nach einer Zusammenführung der "östlichen Teile" der Fotoindustrie unter Jenoptik wurden erst 1995 beide Teile zusammengeführt, als Carl Zeiss, Oberkochen die Firmenanteile von Jenoptik übernahm.

Wie bei viele "Schlüsselindustrien" der (ehemaligen) DDR ging die Krise auch an Zeiss nicht vorbei, es gab mehrere Entlassungswellen am Standort Jena, aber auch in Oberkochen. Die heutige Firma Zeiss ist im Fotobereich nur noch ein Schatten ihrer historischen Bedeutung - hierzu ein schönes Zitat aus dem WWW:

"Früher setzte man bei Zeiss Maßstäbe, der Rest der Welt kopierte - heute ist dies leider nicht mehr so."

Derzeitige Situation (Januar 2010)

Planar 1:1,4/85 mm ZE - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Der Fotobereich spielt in der Produktpalette der derzeitigen Firma Zeiss nur noch eine untergeordnete Rolle - das Geld wird in anderen Produktsparten verdient.
Seit einiger Zeit werden zwar einige Festbrennweiten für die aktuellen Kamera-Anschlüsse angeboten:

Weiterhin werden noch Objektive für folgende Firmen / Anschlüsse hergestellt, designt oder "gelabelt":

Man kann der Firma Zeiss - wie auch schon Leica - für die Zukunft nur alles Gute wünschen, hoffentlich reicht die Nische aus, um das Überleben zu sichern.

"Meilensteine" in der Produktgeschichte

Contaflex Super - mit freundlicher Genehmigung von lichtbildundso.de
Contarex - mit freundlicher Genehmigung von Foto Brell, Frankfurt
Tessar 1:3,5/5 cm an einer Contax I - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Hologon-Ultrawide-Kamera - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Contarex Super - mit freundlicher Genehmigung von Foto Brell, Frankfurt
Sonnar Superachromat 1:5,6/250 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Tele-Superachromat 1:2,8/300 mm - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Hier eine Auswahl von "Meilensteinen" der Firma Carl Zeiss:

Historisch geordnete Aufzählung

Zunächst hießen die Serien III bis V einfach "Anastigmat", die Serie VI wurde als "Triplet" bezeichnet (Quelle: Carl Zeiss Katalog "Photographische Objective" 1891).

Galerie einiger "Meilensteine"

Hier eine kleine Galerie mit "Meilensteinen" in der Produktgeschichte:


Literatur

Hans-Jürgen Kuc: "Auf den Spuren der Contax." Band I, 1. Auflage - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
  • Hans-Jürgen Kuc: "Auf den Spuren der Contax." Band II, 2. Auflage. 266 Seiten. Wittig Fachbuchverlag 2003, ISBN 3930359340
  • Hans-Jürgen Kuc: "Wolf Wehran erzählt", PhotoDeal III-IV/1993
  • Genot Förster: "Die Urahnen der Kleinbild-Spiegelreflexkamera", PhotoDeal III/2008
  • Fred Knöferl: "Sammler, Anwender, Liebhaber - Die Contax kritisch betrachtet", PhotoDeal IV/2008
  • Gerhard Jehmlich: "Der VEB Pentacon Dresden - Geschichte der Dresdner Kamera- und Kinoindustrie nach 1945", Sandstein-Verlag, Dresden, ISBN 9783940319753
  • Klaus-Eckard Rieß - "Zum 50jährigen Jubiläum der Contarex - meine persönlichen Erinnerungen an die Zeiss Ikon AG", PhotoDeal III/2008

Weblinks

Carl Zeiss allgemein

Objektiv-Vorstellungen, -Test und -Erfahrungsberichte