Zerstreuungskreisdurchmesser
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Hierzu einige Zitate aus dem hervorragenden Artikel von Reinhard Wagner in oly-e.de:
- "Zerstreuung muss sein....
Was ist der "zulässige Zerstreungskreisdurchmesser": Das ist der Durchmesser eines Unschärfescheibchens, der gerade noch nicht so groß ist, dass eine Unschärfe auffällt.
Der "zulässige Zerstreungskreisdurchmesser" ist keine absolute Größe, sondern - um es deutlich zu sagen - Geschmackssache. Wird ein Bild aus einem Meter betrachtet, so ist der "zZD" etwa 0,3mm. Kleinere Details kann das Auge nicht auflösen, also auch nicht beurteilen, ob etwas scharf ist oder nicht. Ausgehend von dieser Eigenschaft des Auges und der Tatsache, dass man Bilder, um sie komplett als Bild erfassen zu können, mindestens aus einem Abstand betrachten muss, der der Bilddiagonale entspricht, hat man zu analogen Zeiten den "zZD" als 1/1500 der Bilddiagonale definiert. War ein Unschärfescheibchen größer, stellte man das im normalen Betrachtungsabstand als "unscharf" fest.
Das funktionierte so lange, so lange die Bildauflösungen nicht über 5MP hinausgingen - das ist nämlich ziemlich genau die Auflösung, die damit realisierbar ist. Mehr kann das Gehirn auch nicht wahrnehmen.
Mit steigender Sensorauflösung wurde aber ein anderer Zerstreuungskreis wichtig: nicht mehr die Ausgabe, sondern der Sensor selbst wurde maßgeblich. Ein zulässiger Zerstreuungskreis wurde mit dem Doppelten des Pixelabstandes definiert. Wurden die Kreise größer, konnte man die Unschärfe bei der 100%-Ansicht sehen.
Seitdem gibt es Hauen und Stechen, welcher Wert nun "korrekt" ist. In dem Sinne "korrekt" gibt es hier aber nicht, das ist, um es mal so zu sagen, eine "Amateursichtweise". Für einen Profi ist der Zerstreuungskreisdurchmesser wichtig, der vom Kunden gefordert wird. Bei Bildern für die Webpräsentation gelten andere Anforderungen als für großformatige Plakate, die an Bushaltestellen aufgehängt werden sollen, bei denen die Kunden mit der Nase vor dem Foto hängen.
Eine Schärfentiefenermittlung müsste also korrekterweise immer im Zusammenhang mit der geplanten Bildverwendung erfolgen. Dies ist aber oft nicht möglich, weil bei der Erstellung des Bildes nicht alle möglichen Verwendungszwecke berücksichtigt werden können. Da es aber prinzipiell immer möglich ist, Schärfe wegzunehmen, aber fehlende Schärfe nicht hinzuzufügen ist, ist es im Allgemeinen sinnvoll, bei der Erstellung eines Bildes, bei dem die Endverwendung unklar ist (auch im Hinblick auf mögliche Crops) die notwendige Schärfentiefe auf Grundlage des doppelten Pixelabstandes zu ermitteln.
Hinzu kommt, dass bei Verwendung des alten "Bilddiagonale-Ansatzes" jeder Crop einen Verlust an Schärfe bedeutet - und jede höhere Auflösung als 5MP uninteressant ist - sie ist aus dem Betrachtungsabstand= Bilddiagonale schlicht nicht sichtbar.
Mittlerweile gibt es neue Strömungen, die nicht mehr den doppelten Pixelabstand, sondern den einfachen Pixelabstand zur Berechnung heranziehen, um eine besonders knackige Schärfe zu erzielen. Dies kann aber nach hinten losgehen, weil man dann unter Umständen durch die stark geschlossene Blende bereits wieder in den Bereich der Beugung gerät - und auch dadurch steigt der Zerstreuungskreisdurchmesser.
Fazit: jeder Schärfentieferechner sollte eine Möglichkeit besitzen, den jeweilig favorisierten Zerstreuungskreisdurchmesser einzugeben. "Falsch" ist keiner, nur vielleicht für das konkrete Projekt "unpassend". Man sollte wissen, was man mit dem Bild will - und dann kann man die jeweils passenden Werte eingeben.
Eine kleine Randbemerkung: Speziell dann, wenn die Bilder für ein Panorama verwendet werden sollen, sollte man die anspruchsvollere Formel wählen, weil der Stitcher sich mit scharfen Konturen deutlich leichter tut, als mit unscharfen. Zudem verleiten gute Panoramen dazu, in die Details hineinzuzoomen."
Dem ist nichts hinzuzufügen.....