Agfa
AGFA ist die Abkürzung für "Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation"
Agfa war ein führender Hersteller von Film, und zwar durch zwei Schritte: Erstens der Bau einer neuen Fabrik ab 1909 in Wolfen, die ab 1911 auch den schwerer entflammbaren Kinofilm auf Basis von Acetylcellulose anstelle der hochexplosiven Nitrocellulose herzustellen begann, wichtig vor allem für Kinokopien-Film, da zuvor oft ganze Kinos abbrannten wegen dem bis dahin verbreiteten brandgefährlichen Nitrocellulosefilm, und zweitens der Hungerwinter 1917, durch den im Kaiserreich Kinounterhaltung, besonders auch in mobilen Frontkinos, wichtig wurde um die Stimmung wieder zu heben, so dass die Kopienfilmproduktion massiv angekurbelt wurde und infolgedessen Agfa die Kriegszeit mit einem Gewinn und als Marktführer in Deutschland abschließen konnte und gut aufgestellt war gegenüber der amerikanischen und französischen Konkurrenz, zumal 1917 auch ein neuer Film gelang mit erstmals korrekter Grau-Tonwertwiedergabe. Die Firma gehörte ab 1925 zur IG-Farben-Gruppe, bei deren Gründung Agfa bereits zweitgrößter Filmhersteller der Welt war und die Kamerasparte von Bayer übernahm. 1928 brachte Agfa den hochempfindlichen Superpan-Film, und 1936 bereits brauchbaren Dreischicht-Farbfilm Marke Agfacolor heraus.
Zur Popularisierung von Film stellte Agfa zunächst insbesonders einfache Kameras her, Boxkameras zum Beispiel. In USA gelang die Übernahme von Ansco durch Agfa, die beim Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg aber annuliert wurde. In den 1950er-Jahren gelang es Agfa auch, im Kleinbild-Kamera-Business Fuß zu fassen, und stellte für dieses Format eine der ersten Kameras mit automatischer Belichtung her. Für das eigene Rapid-Kleinbild-Filmsystem stellte Agfa einige Kameras her. Später wurden die runden roten "Sensor"-Auslöser (Kameraauslöser unter roter Folie verborgen) Kennzeichen der Agfa-Kameras, die dann aber teils bereits von Fremdherstellern produziert wurden. Dabei wurde das eigene Film-Format Rapid auch aufgegeben und vorrübergehend sogar Agfa-Kameras für das in den 1970er-Jahren übertrieben populäre Kodapak-Cassetten-Filmsystem Typ 126 des Konkurrenten Kodak angeboten. Agfa produzierte selber die poplären Cassettenfilme, auch den Super8-Film, alles von Kodak rausgebrachte Formate.
Überzeugender waren Agfas Pocket-Kameras für Kodak's 16mm-Cassettenfilm Typ 110, die auch wegen des originellen Spann- und Filmvorschub-Mechanismus als die "Ritsch-Ratsch"-Kameras heute womöglich als die einzigen klassischen Agfa-Kameras noch allen in Erinnerung sind. Sammler greifen aber auch gerne zur Agfa Billy Rollfilm-Faltkamera und stellen sie sich ins Billy-Regal ;-)
Nach der gewinnträchtigen Cassetten-Film-Ära ging es bergab, weil im Filmgeschäft sich Fujifilm als lachender Dritter im Konkurrenzverhältnis Kodak/Agfa breitmachte. Und langsam zogen die Wolken des digitalen Zeitalters herauf, worauf Agfa noch weniger als Kodak eine Antwort wusste. Heute existiert Agfa nur noch als Marke, während Fujifilm noch Filmsorten herstellt, die andere schon längst aufgegeben haben, und außerdem im Digitalkamera-Bereich immer wieder mit eigenen Spitzenmodellen auftrumpft.
Weblinks
- Filmfabrik Wolfen, Broschüre
- Agfa in Wikipedia
- Agfa in camera-wiki.org [1]