Verschluss

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Metalllamellenverschluss einer Spiegelreflex-Kamera - verschiedene Zeiten (aus der Wikimedia Foundation)

Zentrales, mechanisches und/oder elektronisches Element einer Kamera zur Steuerung der Lichtmenge pro Zeit (Belichtung), die auf einen Film/Sensor auftreffen darf.

Der Verschluss regelt die Dauer der Belichtung die mit der Verschlusszeit angegeben wird. Kurze Verschlusszeiten „frieren“ Bewegungen ein, während lange Verschlusszeiten eher für statische Motive oder für bewusste Bewegungsunschärfe (z. B. fließendes Wasser) geeignet sind. Bei längeren Verschlusszeiten sind Verwacklungen nicht ausgeschlossen.

Um bei sehr hellen Aufnahmebedingungen die Verschlusszeit (zusätzlich zur Blende) noch verlängern zu können, kann ein ND-Filter eingesetzt werden.

Verschlussarten

Zentralverschluss

Ein Zentralverschluss steuert die Lichtmenge die auf den Film/Sensor trifft über die Belichtungszeit. Der Zentralverschluss liegt in der Regel nahe der Blende im Objektiv. In diesem Fall muss bei Wechselobjektiven daher in jedem Objektiv ein eigener Verschluss eingebaut sein. Zentralverschlüsse wurden aber auch gesondert im Kameragehäuse, wie bei der Braun Paxette eingebaut.

Der Verschluss besteht aus typischerweise 3 oder 5 Lamellen, die einander überlappen und während der Belichtung aus dem Strahlengang geschwenkt werden. Die dabei freigegebene Fläche öffnet sich konzentrisch vom Linsenmittelpunkt hin zum Rand. Sie ist je nach Anzahl und Form der Lamellen annähernd kreisförmig. Zentralverschlüsse erlauben das Blitzen bei jeder Verschlusszeit. Die kürzest mögliche Verschlusszeit bei Zentralverschlüssen liegt üblicherweise bei 1/500 Sekunden.

Zentralverschlüsse sind in Kompaktkameras und Mittel- bzw. Grossformatkameras üblich - besonders bei Balgenkameras, d.h. Kameras mit Balgen.

Historische Verschlüsse

In Plattenkameras aus der Jahrhundertwende bis in die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden Vorläufer der u.a. Verschlüsse eingebaut, die auf unterschiedlichen Prinzipien beruhten. Diese Verschlüsse wurden teilweise von den Herstellern der Kameras bzw. der Optiken entwickelt und hergestellt.

Zentralverschlüsse waren hochwertige Präzisions-Erzeugnisse. Mit ihnen gelang der deutschen Fotoindustrie, vor allem in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, weltweit ein Vorsprung in der Kameratechnik. Diese Verschlüsse waren sehr schwierig herzustellen. Im Gegensatz zu einer Uhr erfolgte der Funktionsablauf nicht in einer Richtung. Vielmehr begann er in einer Richtung, wurde dann schlagartig abgebremst und in die andere Richtung umgekehrt. Zudem stand nicht wie bei einer Uhr eine Konstruktionsfläche zur Verfügung. Die Mechanik musste ringförmig um das Objektiv herum gebaut werden.

Jahrzehntelang waren nur zwei Firmen in der Lage solche Verschlüsse in hochwertiger Form herzustellen:

  • Gauthier in Calmbach - im Wesentlichen mit Vario, Pronto, Prontor (alle auf einer einheitlichen Plattform)
  • Deckel in München - mit Compur (und dem größeren, pneumatische gesteuerten Compound)

Compur-Verschluss

Ein "Uhrwerk" getriebener Verschluss, bei dem vorher eine Feder gespannt werden musste. Diese Verschlussart wurde an alten Plattenkameras eingesetzt.

Neuere Versionen des COMPUR-Verschlusses wurden in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts in viele Kleinbildkameras eingebaut und waren ab ca. 1952 mit dem Schnelltransport gekoppelt und i.d.R. auch mit einer Blitzsynchronisation versehen (SYNCHRO-COMPUR).

Zu dieser Zeit gab es aus deutscher Produktion eine Vielzahl von Kleinbild-SLR mit COMPUR-Verschlüssen. Weil diese i.d.R. in die Objektive eingebaut werden mußten lief das Prinzip aus Marketing- und Kosten-Gründen in den 70er Jahren aus. "Überlebt" hat das Prinzip bei den Mittelformatkameras der Firmen Hasselblad und Mamiya.

Compound-Verschluss

Ein pneumatisch geregelter Verschluss, der an alten Plattenkameras eingesetzt wurde. Leider gibt es heute nur wenige funktionierende Modelle, da die Pneumatikdichtungen aus Leder waren und diese im Lauf der Zeit spröde werden.



Lamellenverschluss

Ein aus mehreren Metall-Lamellen bestehender Verschluss. Dieser stellt eine Bauform des Schlitzverschlusses dar und wird heute in den meisten SLR und DSLR eingesetzt



Schlitzverschluss

Ein Schlitzverschluss dient dazu, die auf den Film bzw. Sensor fallende Lichtmenge über die Belichtungszeit zu steuern. Im Gegensatz zum Zentralverschluss ist der Schlitzverschluss direkt vor der Filmebene angebracht. Bei Spiegelreflexkameras ist der Schlitzverschluss im Kameragehäuse eingebaut. Er besteht aus zwei Vorhängen, die nacheinander ablaufen. Der erste Vorhang bedeckt in der Ausgangsstellung die Filmebene. Er läuft beim Drücken des Auslösers los. Nach einer von der Belichtungszeit abhängigen Zeit startet der zweite Vorhang und verdeckt in seiner Endposition wieder die Filmebene. Bei längeren Belichtungszeiten ist die Filmebene zur Gänze sichtbar. Bei kürzeren Belichtungszeiten ist nur ein Teil der Filmebenen sichtbar. Der durch ersten und zweiten Vorhang bestimmte Schlitz (daher der Name) wandert über die Filmebene. Nach Ablauf beider Vorhänge ist die Belichtung abgeschlossen. Beide Vorhänge werden gemeinsam in die Ausgangsstellung gebracht und sind dann bereit für eine weitere Belichtung. Blitzen ist nur dann sinnvoll möglich, wenn die Filmebene zumindest gerade noch vollständig sichtbar ist. Aus Ablaufgeschwindigkeit und Weg der Vorhänge leitet sich die Blitzsynchronzeit ab.

Bei längeren Zeiten kann der Blitz entweder sofort nach dem Öffnen des ersten Vorhanges, oder direkt vor dem Schließen des zweiten Vorhanges (2nd curtain) ausgelöst werden.

Die typischen kürzesten Belichtungszeiten von Schlitzverschlüssen liegen bei 1/8000 Sekunden.

Es gibt zwei Typen die sich nach ihrer Bewegungsrichtung unterscheiden. Meist sind sie auch aus unterschiedlichen Materialien und haben eine andere maximale Blitzsynchronzeit.

Horizontaler Schlitzverschluss

Die Vorhänge laufen horizontal ab. Meist sind diese Vorhänge aus beschichtetem Gewebe und werden auch als Tuchverschlüsse bezeichnet. Typische Blitzsynchronzeiten liegen zwischen 1/30 und 1/90 Sekunden.

Vertikaler Schlitzverschluss

Die Vorhänge laufen vertikal ab. Meist sind diese Vorhänge aus Metall-Lamellen. Sie werden daher auch Lamellenverschlüsse genannt. Typische Blitzsynchronzeiten liegen wegen des kürzeren Weges zwischen 1/90 und 1/250 Sekunden. Dieser Typ wird z. B. bei der E-1 und der E-300 eingesetzt.



Rotationsverschluss

Vor allem bei Videokameras und Filmapparaten eingesetzter Veschluss, kam z.B. auch in der Olympus PEN FT zum Einsatz.

Das Rotorblatt rotiert mit einer hohen Geschwindigkeit und ist somit erheblich schneller als ein herkömmlicher Schlitzverschluss.

Da während der Belichtungszeit das ganze Bildfeld, wie bei einem Zentralverschluss frei liegt, kann mit jeder Belichtungszeit geblitzt werden.

Abschließend sei erwähnt, dass bei dieser Verschlussart geschwindigkeitsabhängige Verzerrungen nicht auftreten können

Link: US-Patent 3.251.281 Rotationsverschluss vom 17.05.1966 - Patentinhaber: Olympus/Yoshihisa Maitani



Elektronischer Verschluss

Der elektronische Verschluss simuliert das Öffnen/Schließen durch kurzzeitiges Aktivieren/deaktivieren des Sensors. Andere Versionen besitzen vor dem Sensor eine "abdunkelbare" LCD-Schicht, die zur Steuerung der Belichtung dient.

Weblinks