Kleinbild

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SW-Negativ-Film (Kleinbildformat) - aus der Wikimedia Foundation
"Ur-Leica" (Replica) - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Hochwasser in Wetzlar (Fotografie mit der "Ur-Leica" von Oskar Barnack, 1920) - aus der Wikimedia Foundation
Reportage zur Mobilmachung (Fotografie mit der "Ur-Leica" von Oskar Barnack, 1914) - aus der Wikimedia Foundation
Eisenmarkt in /wiki/Wetzlar Wetzlar (Fotografie mit der "Ur-Leica" von Oskar Barnack, 1914) - aus der Wikimedia Foundation
Nikon SP (Replica) - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com
Nikon S3 - mit freundlicher Genehmigung von arsenal-photo.com

Begriffserläuterung

Kleinbildformat, historisch auch Miniaturformat, ist eine Klasse von Foto-Negativ- und Dia-Formaten von 18×24mm auf 35mm-Film bis 4×5cm auf 127er-Rollfilm, und dient der Abgrenzung zu Subminiatur- bzw. Kleinstbildformat (ab APS abwärts) und Mittelformat ab 4×6,5cm aufwärts.

Als Kleinbild bzw. als Kleinbildformat wird meistens das von der Firma Leitz mit der Leica I eingeführte Film-Format mit dem Bildformat 24 × 36 mm auf 35mm breitem beidrandig perforiertem Film bezeichnet.

In der heute üblichen Filmpatrone wurde der Film 1934 genormt (ISO 1007) und entsprach dem 35mm-Kino-Kopien-Film mit der beidseitig am Rand angebrachter Perforation nach der Norm KS-1870 (KS=Kodak Standard), also nicht dem Kino-Kamerafilm, der eine andere Perforation hatte. Der Patronen-Film bekam wie üblich bei Kodak eine 3-stellige Film-Typ-Nummer, die 135. Der übliche nötige Filmvorschub für das nächste Bild ist 38mm.

Der dem üblichen Kleinbildfilmformat also ursprünglich zugrundeliegende beidseitig am Rand perforierte Kino-Kopien-Film-Standard mit seiner nutzbaren Breite von 24mm bestimmt dabei die Variationsmöglichkeiten, wobei es mittlerweile Lomography-Kameramodelle gibt, die den perforierten Filmrand einfach mit belichten.

Andere Bezeichnungen:
"135er-Film" entsprechend der Kodak-Filmtyp-Nummer, zumeist aber 35mm-Film. Neben dem anfangs dominierenden französischen 28mm breiten Kinofilm setzte sich 16mm-Film, und fürs große Kino besonders auch 35mm-Film durch, der schon 1891 von William K. L. Dickson für Bewegtbilder (Kinofilme) vorgestellt wurde. Vor allem Kopien-Film wurde in großen Massen produziert, und als noch unperforierter Rohfilm gerne weiterverarbeitet zu 17,5mm Film (in der Mitte durchgeschnitten) oder zu unperforiertem Rollfilm, wie etwa für die Ernemann Unette von 1925, die ein eigenes 22×33mm Kleinbildformat auf unperforiertem 35mm-Rollfilm lieferte.

Aber auch den fertig perforierten 35mm-Film hielten Kameraentwickler wie Oskar Barnack für geeignet, Fotokameras dafür zu bauen. Die Produktion des Filmes konnte ja sehr wirtschaftlich auf schon vorhandenen Maschinen erfolgen, und foto-optisch betrachtet war das mögliche Bildformat vielversprechend.

Andere Kamera-Hersteller hatten schon seit 1905, dem Jahr der Paradigmenwechsel - Japan Großmacht, Einstein relativ, Kunst abstrakt - 35mm-Kameras für 35mm-Kino-Film entwickelt und teils patentiert, teils schon in Kleinserie, beginnend mit einer Kamera von George P. Smith aus Missouri für das 24×36mm-Bildformat im Jahr 1912, dann auch in größerer Serie produziert, wie die erste kommerziell erfolgreiche 35mm-Kamera, die Tourist Multiple von Herbert & Huesgen, New York, die 750 Aufnahmen im damaligen 35mm-Cine-Format 18×24mm machte. Es wurden immerhin 1.000 Stück produziert, und dann die Homeos, eine Stereokamera, Prototyp 1913 von Jules Richard, produziert 1914 bis 1920. Sie nahm paarweise 18×24mm Bilder auf mit ihren zwei Tessar-Objektiven. Wie passend: Der 35mm-Cinefilm erblickte vor 100 Jahren sozusagen durch's Zeiss'sche Tessar das Licht der Welt ein zweites mal für ein Leben als Fotofilm, blieb das Tessar doch diesem Film auch lange treu ;) Viel öfter kam es aber nur zu einem 35mm-Kameraprototypen - sogar der berühmte Fotooptikentwickler Dr. Paul Rudolph schuf einen, der Entwickler des Tessar.

Im Jahre 1914 kam die Simplex der New Ideas Mfg. Co. New York, die 800 Aufnahmen im Cine-Format oder wahlweise 400 Aufnahmen bereits im Format 24×36 mm auf eine Rolle 15 Meter 35mm-Film machen konnte, auf den Markt. Grob gesagt war also die Geburt dieses späteren Standard-Foto-Bildformates für 35mm-Film um 1913!

In Deutschland/Österreich war es die Minigraph von Levy Roth Berlin(?), die 50 (oder 500? Quellen besagen 50!) Aufnahmen im Format 18 x 24 mm machen konnte. Hierzu gibt es ein Zitat von Oskar Barnack aus dem Jahr 1931:

"Dass seinerzeit, vor etwas 16-18 Jahren, Kleinapparate, wie z. B. die "Minigraph", sich als nicht lebensfähig erwiesen, lag zweifellos an dem zu kleinen Negativ (18 x 24 mm) und den viel zu großen Außenmaßen. Eine Kleinkamera muss eben auch klein sein, und 500(?) Bilder, wie beim "Minigraph" in einer Tour abzuknipsen, war nicht jedermanns Sache."

1923 kam die kommerziell erfolgreiche französische Halbformat-Fotokamera Debrie Sept für 35mm-Film als Neuauflage der bereits 1918 gebauten italienischen Multifunktionskamera Autocinephot auf den Markt, die sowas wie die eierlegende Wollmilchsau sein sollte als Kino-, Foto-, und Kopierkamera sowie Projektor und Vergrößerer. Die Debrie Sept mit ihren 7 Funktionen zeigt besonders gut, dass einige Kameraentwickler bei 35mm-Film an eine Foto-/Kino-Hybridkamera dachten, und nicht die ideale Fotokamera im Sinn hatten. Kurz vor der Leica Vorserie 0 kam 1923 eine kompakte Kamera für dasselbe Format 24x36mm heraus, die Furet, aber erst die Leica Ia brachte den wirtschaftlichen Durchbruch für solche Kameras - rund 60.000 Stück wurden von 1925 bis 1936 davon produziert.

(Kleiner) Geschichtlicher Exkurs

Fast alle Quellen besagen, dass Oskar Barnack zur Bestimmung der Belichtung seiner Filmaufnahmen (Bewegtbildern) mit dem 35mm-Cinefilm eine Einzelbild-Kamera baute, die er mit einem kurzen Kino-Filmstück "fütterte". Nach Belichtung und Entwicklung vor Ort war die Belichtungseinstellung zuverlässiger als die damals übliche Schätzung (Belichtungsmesser in der heutigen Form gab es ca. 1913 noch nicht).

Weiterhin war Oskar Barnack es leid, für fotografische Aufnahmen seine schwere Holzkamera nebst Zubehör (Fotoplatten, Stativ etc.) zu transportieren, er strebte eine kleine (handlichere und leichtere) Kamera an. Erste Versuche, mehrere kleinere Bilder auf den damals verfügbaren (Glas-)Filmplatten zu erstellen, scheiterten am groben Korn der Platten. Dabei erinnerte er sich an seine Belichtungsmesser-Kamera und führte weitere Versuche damit durch.

Da ihm aber das Kino-Film-Format (18 x 24 mm) zu klein war, verdoppelte er einfach das Format auf das heute übliche Format 24 x 36 mm. Oskar Barnack berechnete damals die Bildpunkte (heute würde man in der Digitaltechnik dazu Pixel sagen), die erzielten 1 Mio. Bildpunkte reichten - seiner Meinung nach - voll (für die allgemeine Fotografie) aus. Somit war das Kleinbildformat geboren.

Trotz der damalig sehr schlechten Wirtschaftssituation fasste Ernst Leitz den Entschluss, die Barnack-Kamera (auch "Ur-Leica" genannt) zur Marktreife weiterzuentwickeln - folgender Spruch ist überliefert:

"Die Barnack-Kamera wird gebaut!"

Bis zur Markteinführung wurde die Kamera ausgiebig von Barnack und dem damaligen Firmenchef Ernst Leitz erprobt, überliefert sind insbesondere die Fotos vom Hochwasser in Wetzlar und die kleine Reportage zur Mobilmachung zum ersten Weltkrieg. Letzterer kam der Weiterentwicklung womöglich vorläufig dazwischen, die Produktionkapazitäten für Cinefilm litten jedoch nicht, da für die Feldkinos der Soldaten große Mengen Filmkopien produziert wurden, was auch Agfa in Wolfen eine gute Position im Rohfilm-Markt sicherte. Auch in den 1920er-Jahren erblühte die vor dem Krieg noch in französischer Hand befindliche Kino-Industrie erneut, und Hollywood ging in Führung, und auch Deutschland überholte Frankreich. Als 1924 nach der Vorserie Leica 0 die Entscheidung für die Produktion der Leica fiel, war also die Verfügbarkeit von passendem Film gesichert, und auch spezieller Fotofilm für 35mm-Kameras konnte mit den vorhandenen Maschinen für Kinofilmherstellung bereitgestellt werden.

Die Kritiker überhäufen Leitz damals mit Spott, bezeichneten die Leica I als Spielzeug, kein ernsthafter Fotograf würde mit so einer Kamera arbeiten - und dann dieses Handtuchformat, welches mit seinem Seitenverhältnis von 3:2 von allen üblichen Formaten (Seitenverhältnis 4:3) abwich.

Zunächst wurden auch nur wenige Kameras verkauft, aber die Werbe-Politik von Leitz - Kameras an besondere Persönlichkeiten, Expeditionen etc. - zu verteilen, brachte die Leica in den Fokus der Fotografen. Weiterhin verstand es Leitz, für jeglichen Verwendungszweck das richtige Zubehör oder einen Umbau anzubieten. Weiterhin war immer ein "Upgrade" auf eine neuerer Version durch den Service von Leitz möglich, d. h. eine Leica I konnte problemlos - durch Einbau des Entfernungsmessers - auf eine Leica II umgebaut werden. Für den Fotografen war dies wunderbar, nur die Erben wunderten sich über der daraus folgenden Wertverfall der Kamera - dies ist aber ein anderes Thema.

Da die Leica mit vielen Patenten geschützt war, konnten andere Hersteller erst sehr spät Konkurrenzprodukte auf den Markt bringen, das bekannteste ist die Contax von Zeiss Ikon, Dresden (1932).

Der Durchbruch in der professionellen Fotografie wird dem Fotografen Paul Wolff ca. 1932 zugeschrieben, er stellte fast kornlose Vergrößerungen mit der Leica im Format 40 x60 cm her, die davor nur mit Fachkameras möglich waren.

Es waren aber auch bekannte Autoren und Vortagsredner, die dazu beigetragen haben, dass das Kleinbildformat in aller Munde war, zu nennen sind hier stellvertretend Theo Kisselbach (mit seinen hervorragenden Büchern zur Leica) und Walther Benser (mit seinen unglaublichen Vorträgen).

Dies war der Startschuss für viele andere Firmen, fast jeder Hersteller brachte danach eine Kleinbild-Kamera heraus, Zeiss Ikon gar mit der Contax eine scharfe Konkurrenz zur Leica. Bald gab es fertig in Kartuschen konfektionierte Filme (dies war bis dahin nicht üblich, es gab nur Meterware) allgemein verfügbar, genormt wurden sie wie gesagt 1934 unter ISO 1007. Wie bei vielen sehr guten Erfindungen wird der Markenname in Verbindung mit dem Hersteller gebracht - deshalb wurde das Kleinbildformat auch sehr lange Leicaformat genannt. Noch viel länger, d.h. nunmehr 90 Jahren (Stand 2013) ist also auf dem Markt, was Inbegriff für Kleinbildformat geworden ist und als Vollformat im Digitalkamerabereich eine Renaissance erlebt, und zwar nicht zuletzt in der Leica M9.

Zuordnung Begriffe Kleinbild und Vollformat heute

Als Sprachregelung empfiehlt sich anno 2013:

Format-Begriff für ... Format empfohlene Bezeichnung zur Abgrenzung von
... Filmtyp 135 24×36mm
24×24mm
Kleinbild andere Formate
18×24mm Halbformat Vollformat in
Bezug auf Kleinbildfilm
... Bildsensor 24×36mm Vollformat kleinere Sensor-Formate
APS-C, Four Thirds, 1" (1 Zoll)
... Klasse kleiner Negativ- und Dia-Formate bis 4x5cm auf 35mm- und 46mm-Film Miniaturformat (historisch korrekt)
Kleinformat (logisch korrekt)
oder ebenfalls Kleinbild (Umgangssprache)
Subminiaturformat, Mittelformat, Großformat

Konkurrenz-Formate

Hier werden die vielleicht wichtigsten Konkurrenz-Formate vorgestellt, die auch auf 35mm-Film und dem ebenfalls zur Miniaturformat-Kategorie zählenden 4,6cm-Film (127er) basieren:

35mm Rollfilm

1916 legte Kodak bereits vor mit einer Boxkamera 00 Cartridge Premo für 35mm papierunterlegtem Rollfilm und dem erstaunlichen Aufnahmeformat 32×44mm. Wiegesagt war Ernemanns Unette von 1925 mit ihrem 22×33mm Bildformat eine Kamera für unperforierten 35mm Rollfilm, aber fotooptisch war die Kamera nur für Anfänger interessant, ebenso wie Ernemann's Faltkamera für diesen Film. Trotzdem baute Konica in Japan eine Kamera nach dem Vorbild von Ernemanns Miniatur-Boxkamera. Ähnlich simpel 1934 die kleine Sida von Fritz Kaftanski. Erst 1935 kam Kodak mit dem Typ 828 35mm-Rollfilm und den beliebten Bantam-Kameras auf den Markt. Bildformat des Bantam-Filmes: 28x40mm.

1936 kam mit dem deutschen Bolta-Film ein ebenfalls kommerziell erfolgreicher 35mm-Rollfilm, für den neben der Boltavit und der Photavit auch in Japan viele Kameras produziert wurden. Sogar zweiäugige Spiegelreflexkameras gab es für Bolta-Film. Das Bildformat war je nach Kameratyp 24x24mm oder größer, d.h. uneinheitlich.

Typ 127 Rollfilm

Dieser Rollfilm ist das Bindeglied zwischen Kleinbildformat und Mittelformat. Kameras, die 4×6,5cm-Aufnahmen auf den 4,6cm breiten Film machen, gelten als Mittelformat, während 127er-Kameras mit Aufnahmeformat 3×4cm noch zum Kleinbildformat zählen, ja selbst die nur als 10 Prototypen produzierte Standard von Olympus für das Format 4x5cm. Topcons 4x5cm-Kamera Minion erinnert schon vom Namen her an Miniaturformat.

Fotooptisch waren Formate wie 3×4cm und 4×4cm bestimmt die interessanteste Alternative zum 35mm-Film, jedoch ist der 127er-Film nur noch schwer zu bekommen. Früher erfreute er sich einer gewissen Popularität, was zahlreiche japanische Kameratypen namens Baby ... beweisen, die meist das 3×4cm Format boten. Manche Faltkameras für diesen Film stehen zusammengefaltet in ihrer Kompaktheit modernen schon ziemlich flachen kompakten Digicams kaum nach. 3×4cm war für Faltkameras auch von deutschen Herstellern unterstützt, bemerkenswert die faltbare zweiäugige Spiegelreflexkameras Pilot Reflex. Insbesonders das 4×4cm Format war einmal bedeutend für Kameras mit festem Gehäuse wie der Bilora Bella 44, ja sogar Spiegelreflexkameras wie die Komaflex-S und der Baby Rolleiflex. Auch Olympus baute einen Prototyp für eine zweiäugige Reflex, die Olympus Eye 44 mit eingebautem Selen-Belichtungsmesser (siehe auch Eyeflex A und Eyeflex B). Einige der letzten Kameradesigns des 4x4-Booms waren Vorboten der kantigen Kameras für den praktischen Cassetten-Film Typ 126, z.B. die v.a. auch von südamerikanischen Kodak-Fabriken hergestellten Sucherkameras wie die Kodak Brownie Fiesta Cámara - möglicherweise war 127er-Film billiger als 120er in Südamerika und daher das Format beliebt.

Halbformat (18 x 24 mm) auf Typ 135 Film

Ansco brachte dem 1926 mit der Memo eine Halbformat-Kamera heraus, mit einem Filmkapsel-System ähnlich dem später von Agfa vorgestellten Karat/Rapid-System, so dass lästige Filmrückspulung entfiel. Die kleinen Bakelit-Boxkameras hatten es in sich und verkauften sich gut, womöglich ein Grund, weshalb Agfa Ansco schließlich übernahm? Das Format war evtl. nur 18x23mm, der Film bis 1954 im Verkauf.

In den 60er Jahren waren es einige bahnbrechende Kameras - wie z. B. die Olympus PEN F - die das Kino-Film-Format (18 x 24 mm) wieder aufleben ließen. Fast alle namhaften japanischen Hersteller hatten auf einmal Halbformat-Kameras im Programm. Der Gedanke des Filmsparens spielte in Japan eine Rolle, wie auch schon beim Hype um 17,5mm-Film-Subminiaturkameras zuvor dort.

Meist waren es einfache Kameras, aber vereinzelt wurden auch System-Kameras angeboten, die fast allen Ansprüchen gewachsen waren - hier ist wieder beispielhaft das Olympus Pen F-System zu nennen. Es gab sogar einige Modelle auf Basis der Leica, die aber nur geringe Verbreitung fanden. Ein recht vollständiger Katalog von Halbformatkameras ist in de.wikipedia.org zu finden.

Leider war diese Herrlichkeit nur von kurzer Dauer, und die Entwicklungslabore sind bis heute nicht alle eingerichtet für sinnvolle Prints vom Halbformat. Der Hype um Pocket-Kameras der 1970er-Jahre verdrängte das foto-optisch wesentlich wertvollere Halbformat vom Markt. Kyocera stellte dennoch in den 1980ern sogar 3 vollautomatische Autofokus-Spiegelreflexkameras der Yashica-Samurai-Serie für Halbformat auf 35mm-Film vor.

Siehe hierzu den Artikel Halbformat

Halbformat (18 x 24 mm) auf Agfa Rapid Film

Das war die Spezialität von Olympus in Bezug auf Agfa Rapid Film: Die Olympus Pen Rapid EES und die Pen Rapid EED brachten die legendäre Olympus-Halbformat-Bildqualität auch auf diese 35mm-Filmvariante von Agfa. Das "Schnelladesystem" der in der DDR beliebt gewesenen wertigen und innovativen Halbformat-Sucherkamera Penti ist nicht ganz zufällig weitgehend kompatibel mit Agfa Rapid-Film. Mehr zu diesem Film im Abschnitt Quadratisches Format auf Agfa Rapid Film.

Quadratisches Format (24 x 24 mm) auf Typ 135 Film

Hier war es die 1930 gegründete Firma Otto Berning & Co. aus Düsseldorf, die eine Kamera mit dem quadratischen Format 24 x 24 mm herausbrachte. Vom Format an sich nichts besonderes, nur waren fast alle Robot-Kameras mit einem eingebauten Motorantrieb (Federwerk, später elektrischer Antrieb) ausgestattet, der sehr hohe Serien-Geschwindigkeiten zuließ.

Dadurch wurden die Robot-Kameras sehr gerne als Überwachungs- und Luftbildkameras eingesetzt, im zweiten Weltkrieg hatte sie den Sptiznamen "Das Auge Görings".

Quadratisches Format (24 x 24 mm) auf Agfa Rapid Film

Eine weitere Verbreitung fand das 24×24mm Format mit dem praktischen Agfa-Rapid-Film, eine Variante des beidrandig perforierten 35mm-Kleinbildfilmes. Bei den Kameras wurde immer eine neu gekaufte mit Film geladene Kartusche und eine völlig gleiche leere Kartusche eingefüllt. Nach Belichten des Filmes befand er sich vollständig in der zuvor leeren Kartusche, während die Quell-Kartusche als Auffangkartusche für den nächsten Film diente. Rückspulen war überflüssig, und die Kartuschen sehr klein im Gegensatz zum Kodapak Cassetten-Film Typ 126, aber auch kleiner als Typ 135 Kleinbildfilmkartuschen. Auch der Jugendtraum fotobegeisterter Kinder der 1960er/70er Jahre, der Spiegelreflexkamera-Bausatz Kosmos Optikus verwendete Rapid-Film. Kein Wunder dass eine handverlesene Anzahl namhafter Hersteller sich des Formates annahm.

Quadratisches Format (28 x 28 mm) auf Typ 126 Film-Cassette

Das erfolgreichste Kleinbild-Format für 35mm-Film war der Kodapak-Cassettenfilm, der von 1963-2007 hergestellt wurde, bei dem die Filmrückspulung entfiel und auch ein versehentliches vorzeitiges Öffnen der Kamera kein Problem mehr war. Es waren allerdings weitestgehend primitive Anfängerkameras, teils immerhin mit Belichtungsautomatik. Der verwendete 35mm-Film war nur an einem Rand im Bildbreiten-Abstand perforiert für den Filmtransport-Stopp. Die Haupt-Ära dieses Filmes fiel zusammen mit der Ära der Blitzwürfel in den 1970er-Jahren. Olympus gesellte dazu lediglich die Sucherkamera Quickmatic mit Belichtungsautomatik und pflegte das Modell für eine Weile.

4:3 Kleinbild (24 x 32 mm) auf Typ 135 Film

Die markanteste konsequent für das Format mit dem harmonischen 4:3 Bildseitenverhältnis angebotene Kamera war bereits 1928 die Bakelitkamera von De Vry (USA), die noch eine proprietäre Filmkassette statt der 135er-Patrone benutzte.

Nikon, Olympus und andere v.a. japanische Hersteller versuchten nach dem 2. Weltkrieg das Format 24 x 32 mm mit 4 Aufnahmen mehr pro 135er-Film einzuführen. Dieser Versuch scheiterte aber. Folgende Kameras werden hier exemplarisch genannt:

"NIKON S2 - die Camera die Zeiss-Ikon hätte bauen sollen..."
  • Topcon's erste Varianten der Minion 35, die ab Modell C jedoch dem Standard 24×36mm angepasst wurde

Die genannten Hersteller wechselten aus Marktgründen schnell zum "24 x 36 mm - Format", ebenso Apparate & Kamerabau (Deutschland) und Wray (Vereinigtes Königreich).

Panorama-Formate

Einige Panorama-Kameras - wie z. B. die Hasselblad XPan - benutzten eine wesentlich breiteres Bild, hier ein paar Beispiele:

außer Konkurrenz

Nach der Definition von Subminiatur-Kameras gehören Formate von Film, der schmäler ist als 35mm zu den Subminiatur-Kameras, zu deutsch "Kleinstbildkameras". Als Konkurrenz zu Typ 135 Film mit vollem Kleinbildformat muss hier der Vollständigkeit halber APS-Film genannt werden, ein Subminiatur-Film, der ja ursprünglich vielleicht sogar Kleinbildfilm hätte ablösen sollen.

back to the roots

Bis zur Einführung der digitalen Fotografie arbeitete das Gros der Konsumenten wieder mit dem klassischen Kleinbildformat - wieder, da die zwischenzeitlich aufgekommenen Kodak Cassetten-Film-Formate wegen unzufriedenstellender Schärfe auf Dauer aus der Mode gekommen waren und die bequemen Vollautomatiken moderner Kleinbild-Kompaktkameras dafür ein zweckmäßiger Ersatz wurden, und weil APS nicht ganz so zündete wie von der Industrie erhofft, da bei Erscheinen der Markt bereits mit Kleinbildkompaktkameras gesättigt war, und Rollfilm allenfalls noch als besonderes Feiertagsvergnügen von Fotoamateuren genutzt wurde und Polaroidfilm zunehmend als Umweltproblem statt als spannende Alternative wahrgenommen wurde. Hauptverkaufsschlager im analogen Bereich waren zuletzt die auch nicht gerade umweltfreundlichen Wegwerf-Kameras - immerhin Kleinbildformat.

Die Lomographie-Bewegung setzte auch v.a. auf Kleinbildfilm , und hielt ihm als einzige Peer-Group die Stange, als Ende der 1990er-Jahre der Digitalkamera-Boom einsetzte und auch dem Kleinbildfilm fast ein Ende gesetzt hätte. In Ländern wie China wurden billige Kleinbildkameras mit Filmtransportmotor als einzigem Komfort und ähnliche Modelle von Billigmarken für den heimischen Markt und Entwicklungsländer noch ca. 10 Jahre länger produziert, als sie hierzulande angeboten wurden. Die Auswahl an Filmen und Filmherstellern ging jedenfalls drastisch zurück. Auf niedrigem Produktionslevel wird allerdings auch in Industrieländern Analog-Fotografie weiter betrieben, kleine Lichtblicke sind Neuauflagen alter Filme, z.B. Marke Adox, die Lomographie-Gemeinde wird mit immer neuen jecken Kleinbild-Kameravarianten verwöhnt, und auf ebay erfüllt sich Mancher für ein paar Euro uralte Kameraträume und verschießt damit ein paar Filme, und manch einer hält vielleicht sogar die geerbte Contaflex in Ehren.

Filmtypen

Die Filme waren (und sind teilweise heute noch) als folgende Typen lieferbar, da im Gegensatz zur heutigen Digitalfotografie die Parameter (Empfindlichkeit, Auflösung, Farbtemperatur etc.) nicht für jedes Bild getrennt festgelegt werden konnten:

Schwarz-Weiß-Film

Durch die fehlende Farbsensibilisierung entsteht bei einem Schwarz-Weiß-Film ein Bild aus schwarz-grau-weiße Halbtonbilder. (Umsetzung der Farben in Grautöne).

Hier sind insbesondere folgende Filme (exemplarisch) herauszustellen:

Farbfilm

Hier sind insbesondere folgende Filme (exemplarisch) herauszustellen:

Spezielle Sensibilisierungen

Weiterhin gab es für fast jeden Typ speziell sensibilisierte Filme:

Empfindlichkeitsklassen

Die Filme (fast aller oben genannten Typen lagen in folgenden Empfindlichkeitsklassen vor:

In Einzelfällen konnte die Empfindlichkeit durch spezielle Entwickler (Schwarz-Weiß-Negativfilm) oder durch "Pushen" (Farbfilm) gesteigert werden.

Konfektionierungen

Meterware

Anfangs gab es - wie schon oben angedeutet - den 135er Film nur als Meterware in Dosen (z. B. mit 17 oder 30,5 Metern), die notwendige Konfektion - auf ca. 1,6 Meter - erfolgte durch den Anwender in der Dunkelkammer. Das Filmstück musste dann in eine dafür vorgesehene Wechselpatrone eingespult werden. Für den Filmanschnitt wurden von den Herstellern spezielle Schablonen geliefert.

Zuletzt wurde die Meterware in der analogen Fotografie nur noch für Langfilmmagazine genutzt.

Fertig konfektionierte Filme

Nachdem sich das Kleinbildformat sich auf breiter Front durchgesetzt hatte, wurden von allen Filmherstellern fertig konfektionierte Patronen geliefert (handelsüblich 12, 24 oder 36 Bilder pro Film).

Nachteile des Kleinbildformates

In der Analog-Fotografie waren alle Vergrößerungspapiere nur im Seitenverhältnis 4:3 verfügbar - das Kleinbildformat hat aber hier ein 2:3-Seitenverhältnis. Dies führte zu Beschneidungen beim Print, erst in der späteren Zeit (zum Ende der analogen Ära) lagen Papiere im richtigen Seitenverhältnis vor.

Wie schon oben dargestellt, wird das Kleinbildformat gerne als Handtuchformat bezeichnet, das Seitenverhältnis soll nicht dem menschlichen Sehverhalten entsprechen. Hierzu gab es unzählige Diskussionen, heutzutage hat man sich wahrscheinlich einfach an das Seitenverhältnis gewöhnt.

Größenvergleiche der bekannten Film- und Sensorformate - Quelle

Bedeutung des Kleinbildformates in der heutigen Zeit

In der Digitalfotografie wird das Kleinbildformat (von den überwiegenden Quellen) als Referenzgröße (Faktor "1") für die Berechnung der Cropfaktors genutzt. Dadurch steht heutzutage der Begriff "Vollformat" (full-frame) für Bildsensoren im Format von ca. 24×36mm, also fast genau dem Kleinbildformat. Der Begriff Kleinbildformat gilt daher nur für Film. Und das alte Vollformat (full-plate) 8½×6½ Zoll bzw. 216×165mm als einst größtes Standard-Großformat ist allenfalls noch in Fotomuseen zu sehen. Die Abstufung Großformat, Mittelformat, Kleinbild und Subminiatur dient also weiterhin für Film, bei Digital spielt davon abgesehen von den Großformat-Scannerkameras nur "Mittelformat" eine Rolle zur Unterscheidung von Digitalkameras mit Sensor deutlich größer als 24×36mm, vor allem für an Standard-Profikameras anschließbare entsprechende Digital-Rückteile, die anstelle der Filmkassette eingesetzt werden können und Sensoren meist etwas unterhalb der üblichen Mittelformat-Bildgrößen haben, z.B. 40,3×53,8mm (größter Sensor in 2013 von Sensorhersteller Dalsa) statt den etwa 41,5×56mm effektiver Bildgröße des zweitkleinsten Mittelformates 45×60mm (altes "Semi"-Format, siehe Olympus Semi). Da die meisten dieser Profi-Kameras wandelbar sind von Film zu Digital durch Austausch des Rückteiles gilt für diese Kameras noch der Begriff "Mittelformat", obwohl gegenüber dem heutigen Vollformat-Begriff vielleicht Doppeltformat angemessen wäre. Zu Erwarten ist für Profikameras, dass bald auch Sensoren mit der vollen Mittelformat-Zielgröße 41,5×56mm und 100 Megapixeln angeboten werden, also Pixelformaten, die von Amateuren evtl. wegen der Dateigrößen garnicht mehr gewünscht sind wegen hoher Nachbearbeitungszeit auf dem Computer. Größere Sensoren sind wirtschaftlich und auch technisch zunächst kaum machbar (Wafergröße).

Die Hersteller Canon, Leica , Nikon und Sony (früher Konica-Minolta) nutzen in einigen ihrer Kameras sogenannte Vollformat-Sensoren, die der Größe des Kleinbildformats entsprechen. Hiermit können die Objektive aus dem analogen Programm der jeweiligen Hersteller mit dem vollen Bildkreis genutzt werden. Dies gilt auch als foto-optischer Vorteil gegenüber den weiter verbreiteten digitalen Systemkameras mit den kleineren Sensor-Standardgrößen APS-C, Four Thirds, µ4/3 und 1" (ein Zoll), da der Bildgestaltungsspielraum unter Nutzung des Objektiv-Bokeh bei Kleinbildformat optimal ist, da bei Mittelformat zumindest lange lichtstarke Brennweiten zu schwer und zu teuer wären und für Großformat garnicht machbar.

Diese Vollformat-Sensoren werden zurzeit nur in den "Top-Modellen" der Hersteller eingesetzt, entsprechend hochpreisig sind deshalb auch diese Modelle einzuordnen, aber zumeist wird auch eine ansprechende Gerätequalität dafür geliefert. Mit der Nikon D610 und der Sony α7 gibt es Stand 2013 aber bereits sowohl eine DSLR als auch eine CSC mit Vollformat in Spitzenqualität zu einem Preis, den auch gewöhnliche Fotoamateure gelegentlich investieren.

DSLR-Kameras mit Sensor im Kleinbildformat haben den Vorteil eines besonders hellen optischen Suchers, da zur besagten ansprechenden Ausstattung bei den digitalen Vollformat-Spiegelreflexen im Allgemeinen auch ein altmodischer Pentaprisma-Spiegelreflexsucher gehört, der jedem modernistischen EVF zumeist immer noch überlegen ist und ebenso den billigeren Pentaspiegel-Suchern der Consumer-Spiegelreflexkameras. Hinzu kommt die große Auswahl lichtstarker Spiegelreflexkamera-Objektive für Kleinbildformat, wodurch bei Kameras mit besserer Suchervergrößerung bei den lichtstark lieferbaren Brennweiten kein Sucher-Helligkeitsnachteil entsteht.

Die überwiegende Anzahl der verkauften Digitalkameras (incl. DSLR) wird aber heute mit anderen Sensor-Formaten versehen:

Galerie mit Bildern zum Kleinbildformat

Literatur

  • "Mein Leben mit der Leica" von Walther Benser, Stuttgart 1990, ISBN 3-928126-15-6
  • "Kleinbild-Pionier Dr. Paul Wolff" von Fred Knöferl, PhotoDeal III/2008
  • "Das große Leica-Buch - Entstehung und Entwicklung des gesamten Leica-Systems" von Paul-Henry van Hasbroeck, München 1987, ISBN 3-7667-0864-3
  • "Das Leica-Buch" von Theo Kisselbach, Seebruck am Chiemsee 1969 (auch als Reprint der Buchhandlung H. Lindemanns, Stuttgart erhältlich)
  • "Leica - Das Produkt- und Sammler-Buch" von Dennis Laney, Augsburg 1993, ISBN 3-8043-5018-6
  • "Leica-Fotoschule" von Claus Militz / Urs Tillmanns, Schaffhausen, ISBN 3-7231-6300-9
  • "Leica M - Hohe Schule der Fotografie" von Günter Osterloh, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-525-68017-8
  • "Leica - die ersten sechzig Jahre" von Gianni Rogliatti, Hückelhoven 1986, ISBN 3-88984-027-2

Weblinks