Four Thirds System
Beschreibung
Das Four-Thirds-System (kurz: FT oder 4/3) ist ein unter der Federführung von Olympus und Kodak entwickelter herstellerübergreifender Standard für Kameras und Objektive, der am 24. September 2002 eingeführt wurde.
Ziel dieses Systems sei es, die technischen Einschränkungen (Altlasten) der analogen Kameratechnologie abzulegen und damit möglichst gut an digitale Anforderungen angepasst zu sein. Auch wenn er von seinen Erfindern als offener Standard bezeichnet wird, ist Four-Thirds ein proprietärer Standard, andere Hersteller können ihn lizenzieren.
Four Thirds und das Four Thirds-Logo sind eingetragene Wort/Bildmarken von Olympus.
Zubehör wie Blitzgeräte, Stromversorgung oder weiteres Zubehör werden durch den Four-Thirds-Standard nicht beschrieben.
Mittels Adaptern (z.B. Olympus' OM Adapter, Kindai-Adapter und mehr) ist es möglich, Objektive anderer Systeme mit eingeschränkter Funktion auf Four-Thirds zu adaptieren).
In Abgrenzung zum Micro Four Thirds-Standards (auch als MICRO FourThirds, µFourThirds, FT oder MFT bezeichnet bzw. abgekürzt) - eines spiegellosen Systems mit kürzerem Auflagemaß - wurden (bis jetzt) nur digitale Spiegelreflexkameras nach dem Four-Thirds-Standard produziert.
Unterschiede zum MFT-System
Folgende Unterschiede gibt es zwischen dem FT- und dem MFT-System:
FT-System | MFT-System | |
Auflagemaß | 38,85 mm | 19,60 mm |
Bajonettdurchmesser (+/- 0,3 mm) | 60 mm | 54 mm |
Kontaktpins | 11 | 9 |
Kompatibilität | Die kleineren Micro FT-Objektive können nicht an FT-Bodys betrieben werden. | Mittels des Olympus MMF-1 Adapters oder auch des Panasonic DMW-MA1 Adapters können die FT-Objektive an Micro Four Thirds-Bodys betrieben werden. |
Verfügbare Kameras (Stand: Januar 2015)
Hersteller | Jahr | Zielgruppe | ||
"Professional" | "Semi-Professional" | "Consumer" | ||
Olympus | 2003 | E-1 | ||
2004 | E-300 | |||
Leica | 2006 | Digilux 3 | ||
Olympus | 2006 | E-330 | ||
E-400 | ||||
E-500 | ||||
Panasonic | 2006 | DMC-L1 | ||
Olympus | 2007 | E-3 | ||
E-410 | ||||
E-510 | ||||
Panasonic | 2007 | DMC-L10 | ||
Olympus | 2008 | E-420 | ||
E-520 | ||||
2009 | E-30 | |||
E-450 | ||||
E-620 | ||||
2010 | E-5 | |||
2013 | E-7 (Prototyp) |
Verfügbare Objektive (Stand: Januar 2015)
Verfügbare Konverter (Stand: Januar 2015)
Von Olympus gab es noch zwei Tele-Konverter:
- EC-14 - Verlängerung der Brennweite um den Faktor 1,4
- EC-20 - Verlängerung der Brennweite um den Faktor 2,0
Derzeitige FourThirds-Partner (Stand: Januar 2015)
Kuriosa
Es gab in der Vergangenheit auch Kontakte zwischen Nikon und dem mFT-Konsortium - hier ein Zitat aus dem Atikel von pen-and-tell.de dazu:
- "Vor der V1 (!) hat Nikon sehr lange mit dem mFT-Konsortium verhandelt und sich dann entschlossen, selber mit einem System rauszukommen. Das haben sie innerhalb von nicht mal einem Jahr entwickelt und mittlerweile unauffällig wieder eingestellt. Das V-System ist damit in unrühmlicher Gesellschaft mit den Samsungs und dem gelben Pentax-Ziegelstein. Auch das Pentax Q-System ist mittlerweile Geschichte."
Namensgebung
Die Bezeichnung "Four Thirds" bezieht sich auf die Sensorgröße. Der Name leitet sich aus der üblichen Berechnung für Vidicon-Röhren ab, wie sie zu Beginn der Bildaufzeichnung verwendet wurden. Konkret wird mit dem Namen auf die Bildaufzeichnungsfläche einer (virtuellen) 4/3" Bildröhre verwiesen, die allerdings nicht eine Bilddiagonale von 4/3" hat, sondern eine etwas kleinere.
Als Vergleich: Beim Kauf von CRT-Monitoren (Röhren-Monitoren) wurde auch mit der Diagonale die Glasröhre angegeben und nicht die sichtbare Bildfläche. So hatte ein 17" Monitor ca 15" sichtbare Bilddiagonale.
Mit dem Seitenverhältnis des Bildes/Sensors hat die Bezeichnung - trotz anders lautender Gerüchte - nichts zu tun, auch wenn das Olympus-E-System dieses Seitenverhältnis favorisiert. Das Seitenverhältnis ist nicht Bestandteil der Spezifikation. Theoretisch könnte auch eine Kamera mit einem quadratischen Sensor, also dem Seitenverhältnis 1:1 entwickelt werden.
Der Sensor des Four-Thirds-Systems verfügt über eine Bilddiagonale von 22,5 mm (und im Olympus-E-System ein Format von 18x13,5 mm - welches jedoch nicht im Standard vorgegeben ist), woraus sich auch die Brennweite des Normalobjektives mit ca. 22 mm ableitet, in der Praxis wird aber auch oft mit dem auf 25mm gerundeten Wert operiert. Im Vergleich dazu hat Kleinbild ein "Sensorformat" von 24x36 mm und eine Bilddiagonale von 43,3 mm, wodurch das Normalobjektiv gerundet 50 mm hat.
Eigenschaften / Vergleichshilfen
Diese Zusammenstellung der Eigenschaften ist aus den vielen Diskussionen in den Foren von oly-e.de. Die aufgeführten Eigenschaften können für einen Anwender als positiv, für andere als negativ eingestuft werden. Manche angeführte Unterschiede zu anderen Systemen brauchen den Vergleich mit Beipackzetteln von Arzneimitteln nicht zu scheuen ;-)
- kleinere und damit leichtere Objektive verglichen mit Kleinbild-Systemen (Grund: kleinerer Bildkreis)
- Kombination von Objektiven und Kameras unterschiedlicher Hersteller, deren "Zusammenspiel" mit dem Four Thirds Standard festgelegt ist.
- Four-Thirds-Objektive sind für die Digitalfotografie optimiert. (telezentrische Bauweise)
- Gegenüber Objektivsystemen für größere Sensoren ist auch die Konstruktion von lichtstärkeren Objektiven bei überschaubarem Preis und Gewicht möglich. Dies erklärt sich ebenfalls durch den kleineren auszuleuchtenden Bildkreis.
- Four-Thirds ist ein relativ junger Standard mit einem überschaubaren Angebot an Objektiven und Kameras. Der Gebrauchtmarkt an Four-Thirds Objektiven ist noch nicht sehr ausgeprägt.
- Nicht jedes Objektiv wird durch jedes Kameramodell uneingeschränkt unterstützt (z.B. Blendenring oder Bildstabilisierungsmodi der Panasonic-Objektive). Die Grundfunktionen sind aber gegeben.
- Die Verwendung von Nicht-Four-Thirds-Objektiven kann nur mittels Adapter erfolgen und nur unter der Einschränkung, dass durch die Kamera weder die Blende verstellt noch die evtl. vorhandene automatische Fokussierung der Objektive genutzt werden könnte.
- Durch den an das Format angepassten kleineren Spiegel ist auch das Sucherbild gegenüber anderen Systemen kleiner und/oder dunkler. Die dunklere Darstellung rührt aber nicht nur von der Spiegelgröße, sondern auch von der Bauweise des Prismas ab. Porro-Spiegelsucher (E-300, E-330) sind in der Regel dunkler, als solche mit Pentaprisma (E-1).
- Ein Objektiv FT 50 mm entspricht der Bildwirkung / dem Bildausschnitt / dem Bildwinkel eines KB 100 mm (Grund: kleinerer Bildkreis => Cropfaktor 2x)
- Die Lichtstärke eines FT-Objektivs entspricht bei gleicher Blende der eines KB-Objektivs (Beispiel: FT 2/50 entspricht KB 2/100).
- Die Blende ist physikalisch vorgegeben und bleibt über die Systeme hinweg gleich.
- Die Brennweite ist physikalisch vorgegeben und bleibt über die Systeme hinweg gleich, hat jedoch je nach Sensorgröße verschiedene Bildwinkel zur Folge.
- Die Perspektivische Tiefe steht in Abhängigkeit des Bildwinkels und ist daher in ihrer Wirkung bei gleichem Bildwinkel unverändert.
- Die Lichtstärke ist bei gleicher Blendenzahl der Anfangsöffnung gleich.
- Bei gleicher Blende wird der Bildkreis gleich hell ausgeleuchtet.
- Die Schärfentiefe eines Fotos mit FT-Sensor gleicht bei gleichem Motivabstand und gleichem Bildwinkel der eines KB-Sensors, wenn die Optik dort 2 Blendenstufen stärker abgeblendet wird (z.B. 300mm bei f/2.8 an FT ergibt die selbe Bildwirkung wie 600mm bei f/5.6 an KB und ein 50mm f/2.0 an FT ergibt die selbe Bildwirkung wie ein 100 bei f/4.0 an KB).
- Für den gleichen Bildausschnitt ist bei KB ein doppelt so großer Abbildungsmaßstab nötig wie bei FT.
- Der ISO-Wert ist keine physikalische Empfindlichkeit, sondern eine Grundlage für die Belichtungsmessung. Bei gleicher Pixelzahl hat ein FT-Sensor pro Pixel ein Viertel der Fläche gegenüber einem Pixel eines KB-Sensors zur Verfügung und wird daher bei gleicher Blende und Belichtungszeit ein Viertel der Lichtmenge erhalten. Hierbei muß das Signal des FT-Sensors bei gleichem ISO-Wert stärker verstärkt werden als bei dem in KB-Format.
- Das Rauschverhalten von FT und KB kann dennoch nicht pauschal mit 2 Blendenstufen unterschieden werden, weil das voraussetzt, dass sowohl der FT- als auch der KB-Sensor den absolut gleichen technologischen Stand haben, was in der Praxis nicht der Fall ist.
Interne Verweise
- Kategorie FT-Objektive (Übersicht)
- Kategorie MFT-Objektive (Übersicht)
- Kategorie OM-Objektive (Übersicht)
- Kategorie Objektive allgemein (Übersicht)
- Adapter (OM-Objektive auf FT- und µFT-System)
- Adapter (FT-Objektive auf µFT-System)
- Adapter (Fremdobjektive auf µFT-System)
- Adapter (Fremdobjektive auf FT-System)
Weblinks
Fußnoten
[1] Hersteller von Bodies und Objektiven für das Four-Thirds- und Micro-Four-Thirds-System
[2] Konzernbestandteil in Matsushita Electric Industrial - Hersteller von Bodies, Objektiven und Sensoren für das Four-Thirds- und Micro-Four-Thirds-System
[3] Hersteller von angepassten (auch für andere Systeme verfügbaren) Objektiven für das Four-Thirds-System und das Micro-Four-Thirds-System
[4] Hersteller von Bodies und Objektiven für das Four-Thirds-System, zurzeit besteht - lt. der Meldung in Photoscala vom 07.02.2011 - kein Interesse am Micro-Four-Thirds-System-Standard
[5] ist im Oktober 2010 dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten, Hersteller von hochlichtstarken Objektiven für das Micro-Four-Thirds-System
[6] ist am 04.02.2011 dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten
[7] ist - wie erst 2011 bekannt wurde - schon im September 2010 dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Pressemitteilung von Olympus vom 07.02.2011)
[8] ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in cnet.com vom 07.02.2011)
[9] ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 26.01.2012)
[10] ein australischer Ausrüstung für Video und Fernsehen) ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 22.01.2013)
[11] ein amerikanischer Markenverwerter, der kürzlich die Marke Kodak u. a. für Digitalkameras und portable Projektoren lizenziert hat) ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 22.01.2013)
[12] professionelle Film- und Videoausrüstung, Japan, ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 22.01.2013)
[13] Industriekameras u. a. für die Prozessüberwachung, Deutschland - ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 22.01.2013)
[14] u.a. Industrie- und Stereokameras, Japan - ist - ein Datum ist noch unbekannt - dem Micro-Four-Thirds-System-Standard beigetreten (Meldung in photoscala.de vom 22.01.2013)